Durchsuchungen bei Staatsanwaltschaft Stuttgart
Es ist möglich, dass die Schüsse von Tamm mit weiteren Taten in Württemberg zusammenhängen. (Archivbild)
Jason Tschepljakow/dpa
Baden-Württemberg
Korruption beim Wachpersonal der Staatsanwaltschaft?

Die baden-württembergische Justiz wird von einem handfesten Korruptionsskandal erschüttert. Es wird gegen sieben Bedienstete der Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt, die unter anderem unbefugt Daten weitergegeben haben sollen. Gegen einen - nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ein Wachtmeister – sowie zwei mutmaßliche Auftraggeber wurden Haftbefehle erlassen, sie sitzen in Untersuchungshaft.

Die Heilbronner Staatsanwaltschaft hat die Korruptions-Ermittlungen in Stuttgart übernommen. Ihr zufolge wurden Büros und andere Arbeitsplätze sowie private Adressen der Verdächtigen durchsucht. Ihnen wird vorgeworfen, bestechlich gewesen zu sein und Dienstgeheimnisse verletzt zu haben. 

Bekannt ist bislang, dass die Verdächtigen in einem sogenannten Unterstützungsbereich der Staatsanwaltschaft Stuttgart angestellt sind, es sind also keine Staatsanwälte. Welchen Tätigkeiten die Verdächtigen bei der Stuttgarter Behörde genau nachgegangen sind, dazu schweigen die Ermittler. 

Security-Bereich steht im Zentrum

Im Zentrum der Ermittlungen steht ein Anschlag auf einen Security-Mitarbeiter in Tamm (Kreis Ludwigsburg) im Mai. Ein damals 23 Jahre alter Mann war durch Schüsse verletzt worden, fünf Monate später wurden zwei Männer aus den Niederlanden verhaftet. Gegen sie wird wegen versuchten Mordes ermittelt. 

Nicht ausgeschlossen ist aber, dass die Schüsse von Tamm zu einer ganzen Reihe von Taten gehören. Denn die Ermittlungskommission «Frost» versucht nicht nur, bei dem Anschlag Licht ins Dunkel zu bringen, sie ermittelt auch nach einem Autobrand in Bietigheim-Bissingen am 4. Mai und Schüssen in Ludwigsburg eine Woche zuvor, bei denen niemand verletzt worden war. 

Durchsuchungen bei Staatsanwaltschaft Stuttgart
Die Tat in Tamm könnte auch mit anderen Taten in Württemberg zu tun haben. (Archivbild)
Jason Tschepljakow/dpa

Festnahmen auch bei Razzia

Bei einer Razzia vor etwas mehr als einer Woche waren mehrere junge Männer aus den Kreisen Esslingen und Ludwigsburg festgenommen worden. Nach Angaben der Stuttgarter Staatsanwaltschaft sollen sechs von ihnen versucht haben, im April zwei damals 39 und 40 Jahre alte Männer in Ludwigsburg zu töten. Zwei weitere Männer werden verdächtigt, das Auto in Bietigheim angezündet zu haben. 

Die Staatsanwaltschaft Heilbronn äußerte sich zu einem konkreten Zusammenhang bislang nicht. Die Sonderkommission führe «umfangreiche Ermittlungen auch zu mehreren weiteren Taten», hieß es lediglich. 

Die Heilbronner sind mit dem Fall zum einen befasst, weil Tamm in ihrem Bezirk liegt. Zum anderen ermittele die Behörde aus Neutralitätsgründen, weil die Staatsanwaltschaft in Stuttgart betroffen sei, sagte eine Sprecherin in Heilbronn.

Konkurrenzkampf in der Branche?

Auch Medienangaben, nach denen die Fehde zweier konkurrierender Sicherheitsdienste im Kampf um Aufträge hinter den Taten stecken könnten, blieben bislang unkommentiert. Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft, bei dem ein großer Teil des deutschen Wachpersonals organisiert ist, kann sich einen scharfen Konkurrenzkampf kaum erklären. «Die Auftragslage ist alles andere als knapp», sagte Verbandssprecherin Silke Zöller. «Der Branche geht es angesichts der steigenden Bedürfnisse an Aufträgen gut.»

© dpa-infocom, dpa:251114-930-292446/3

VG WORT Zählmarke