

Ausstellung „Vom Rhythmus zum Algorithmus“ eröffnet
Pforzheim. Nein, in den Familienbetrieb wollte Manfred Mohr nie einsteigen – „obwohl ich sogar Goldschmied gelernt habe“, sagt er. Doch so renommiert die 1890 von Urgroßvater Eduard Mayer gegründete Schmuckfabrik auch war – „das hat mich nie interessiert“. Er zog die „Herausforderung des Ungewissen“ vor.
Ein – auch für seine Heimatstadt – höchst weiser Entschluss, ist Manfred Mohr doch einer der wichtigsten Künstler weltweit, was den Einsatz des Computers als „Instrument und Werkzeug“ seiner Kunst angeht. Nun würdigt die Stadt ihren großen Sohn mit einer rund 80 Werke umfassenden Retrospektive in der Pforzheim Galerie, die zur gestrigen Eröffnung Freunde, Wegbegleiter und zahlreiche Kunstfreunde anlockt.
Zur Einstimmung gibt es frei improvisierte Musik: von Saxofonist Helmut Dinkel und Schlagzeuger Rudolf Theilmann, mit dem Mohr in jungen Jahren den Jazzclub 55 mitbegründete. Denn lange steht nicht fest, welchen Weg der begabte Musiker und Künstler einschlagen will. Letztlich gelingt ihm die Verbindung von beidem. Denn: „Gleich einer Partitur entsteht bei Mohr eine Kunst der Logik, mit präzisen Zeichen, die – einmal programmiert – jederzeit abrufbar und reproduzierbar sind. Wobei der Plotter, und später der Computerbildschirm diese Bilder sichtbar machen“, beschreibt Kuratorin Regina Fischer in ihrer Einführung die Arbeitsweise Mohrs.
Kein „Computerkünstler“
Und folgerichtig sei die Kunst des in New York lebenden 78-Jährigen auch keine „Computerkunst“, sei Mohr selbst auch kein „Computerkünstler“, sondern nutze den Rechner lediglich als „legitimen Verstärker unserer intellektuellen und visuellen Erfahrungen“.
Welchen Weg Mohr hin zu dieser Entwicklung genommen hat, welche Einflüsse sein Werk entscheidend prägten, das lässt sich in der Pforzheimer Retrospektive erleben, die mit der Gegenwart beginnend, den Betrachter zu den künstlerischen Ursprüngen Mohrs in den 1960er-Jahren zurückführt.