
Besinnliches, Beliebtes und Bekanntes: Benefizkonzert für PZ-Aktion „Menschen in Not“
Pforzheim. Der Auftakt hätte nicht weihnachtlicher sein können: Die prachtvolle Arie „Großer Herr, o starker König“ aus Bachs Weihnachtsoratorium eröffnete das Benefizkonzert „Stille Nacht, Heilige Nacht“, dessen Erlöse in voller Höhe an die PZ-Aktion „Menschen in Not“ gehen. Das Publikum im ausverkauften Theater ließ sich durch das besinnlich-schöne Programm einstimmen auf das Weihnachtsfest am kommenden Tag.
Zum ersten Mal seit 25 Jahren, so Intendant Markus Hertel, hatte man das stets ausverkaufte Heilig-Abend-Konzert auf den 23. Dezember vorverlegt, und das sorgte spürbar für vorweihnachtliche Entspannung. Statt einer Rede bat Markus Hertel PZ-Verleger Albert Esslinger-Kiefer zu einem Interview zum Thema „Menschen in Not“ auf die Bühne. Wie dieser erzählte, ist seit Gründung des Vereins Anfang der 1990er-Jahre das jährliche Spendenaufkommen stetig gewachsen und hat 2022 bereits die Rekordsumme von rund 520.000 Euro erreicht. Gleichzeitig sei aber auch der Hilfsbedarf enorm gestiegen. Dass die Aktion so gut angenommen werde, zeige auch, dass Stadtgesellschaft und soziales Gefüge funktionierten.

Beim trotz krankheitsbedingter Ausfälle runden Programm hatte man auf Besinnliches, Beliebtes und Bekanntes gesetzt. Die Auftaktarie gestalteten Lukas Schmid-Wedekind mit seinem markanten Bass und Solo-Trompeter Marc Deml mit klarer, sauberer Intonation, begleitet von der kompetent aufspielenden Badischen Philharmonie unter Leitung von Florian Erdl. Wunderschön interpretiert im Anschluss der tänzerisch-verklärte 2. Satz aus dem Weihnachtskonzert von Arcangelo Corelli op. 6, Nr. 8. Die niedlichen Ballettmäuse Letizia Micillo und Marlene Wolle vom Tanzzentrum am Theater zeigten ein sauber synchron getanztes Duett aus Tschaikowskys „Dornröschen“. Sicher und graziös Solistin Julia Burkhardt in einer Variation nach Delibes. Mit komplexen Schrittfolgen und Figuren wie einem souverän gesprungenen Ballonné verdiente sich Constanze Daut viel Beifall.

Einen Querschnitt durch deutsche und internationale Weihnachtslieder hatte das festlich gewandete Gesangsensemble mitgebracht. Stamatia Gerothanasi mit ihrem klaren Sopran interpretierte ergreifend das Ave Maria aus Verdis Oper „Otello“. Santiago Bürgi begleitete sich an der Gitarre zu dem spanischen Weihnachtslied „Navidad Nuestra: El nacimento“ von Ramìrez. Helena Wegner und Dirk Konnerth sangen ein ergreifend schlichtes „Es ist ein Ros entsprungen“. Dorothee Böhnisch übernahm im gemeinsam mit dem Gesangsensemble interpretierten „Oh Holy Night“ von Adam das warme, weiche Sopran-Solo.

Chor und Extrachor des Theaters sangen unter Leitung von Chordirektor Johannes Antoni bestens disponiert „Carol Of The Bells“ von Leontovych und „Angel’s Carol“ von John Rutter. Für Begeisterung sorgte der Kinderchor mit drei traditionellen Weihnachtsliedern. Mitglieder des Schauspielensembles lasen weihnachtliche Geschichten, Anne-Kathrin Lipps und Thorsten Klein die vergnügliche „Heilige Nacht“ von Selma Lagerlöf und „Weihnachten von A-Z“ von Rotraut Berner. Wie es gehen kann, wenn Vater und Onkel gleichzeitig für einen kleinen Jungen den Weihnachtsmann spielen wollen, erzählt eine unterhaltsame Geschichte von Paul Maar, vorgelesen von Markus Löchner. Ein kleines Hörspiel machte dieser aus dem berühmten Leitartikel in der „New York Sun“, mit dem Francis P. Church 1897 auf die Frage der achtjährigen Virgina, ob es einen Weihnachtsmann gebe, antwortete. Das flammende Plädoyer für die Bewahrung kindlichen Wunderglaubens kam überzeugend an und riss das Publikum mit.
Zu dieser Geschichte passte, dass Lilian Huynen schließlich ihren verzweifelt gesuchten Mann Nico – der sich als der Weihnachtsmann entpuppte – wiederfand und begeistert „Santa Claus Is Coming To Town“ anstimmte. Kein gelungenes Weihnachtskonzert ohne gemeinsames Singen, und so stimmte der ganze Saal kräftig ein bei vier populären Liedern, zum Schluss in „Stille Nacht, Heilige Nacht“.