Oswald Metzger scheitert am Bodensee
Auch wäre ein Abgeordneter wie Metzger ein potenzielles Risiko für jede Bundestagsfraktion: Immer ein Unruheherd, bei Abstimmungen, die der Koalitions- oder Fraktionsdisziplin geschuldet sind, stets ein potenzieller Abweichler, und jederzeit gut für bissige Statements auch gegen die eigenen Reihen. Was bei den Grünen schon schwierig, aber aufgrund der anderen Partei- und Streitkultur einst noch tragbar war, verbietet sich nach dem gewachsenen Selbstverständnis der CDU-Familie, bei der Solidarität und Verlässlichkeit Kardinaltugenden sind, denen persönliche Selbstverwirklichung jederzeit unterzuordnen ist. Erneut hat die Trutzburg CDU gegen Metzgers Anrennen (zusammen)gehalten.
Doch sie bröckelt – und manch einen in Unionsreihen dürfte es noch reuen, Metzger erneut die Tür vor der Nase zugeschlagen zu haben. Wohl weniger aus Sympathie für Oswald Metzger, dessen Person nach wie vor extrem polarisiert. Vielmehr aus der auf breiter Front in der CDU anschwellenden Forderung, das steuer- und wirtschaftspolitische Profil der Union im Geiste der sozialen Marktwirtschaft eines Ludwigs Erhard zu reanimieren – und zwar jenseits der kalten neoliberalen Thesen eines Guido Westerwelle. Der letzte, der in dieser Richtung für die CDU stand, war Friedrich Merz; bei den Wirtschaftspolitikern der Union noch immer schmerzlich vermisst.
Auch Metzger-Gegner in der Union sprechen dem Ex-Grünen zähneknirschend zu, diese Rolle einnehmen zu können. Zumindest an Konsequenz in seinen diesbezüglichen Positionen hat es Metzger in den vergangenen zehn Jahren nicht fehlen lassen – im Gegensatz zur CDU der großen Koalition. Für eine CDU, die sich davon absetzen will, könnte es sich als großer Fehler erweisen, die Reihen geschlossen gehalten und das Risiko Metzger gescheut zu haben.
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