

Die beiden „Väterchen Frost“ von „City on Ice“
Pforzheim. Tausende Pforzheimer tummeln sich jedes Jahr auf Schlittschuhen oder beim Eisstockschießen bei „City on Ice“. Was den Besuchern Spaß bereitet, bedeutet für Philipp Maier und Thomas Schröder harte Arbeit.
Möglichst eben, ohne Pfützen und natürlich spiegelglatt – so lieben die Pforzheimer „City on Ice“. Verantwortlich für den ungetrübten Schlitterspaß sind seit knapp zehn Jahren Philipp Maier und Thomas Schröder – ihres Zeichens Eismeister der 30 Meter langen und 15 Meter breiten Bahn auf dem Marktplatz. Seit Donnerstag sorgen die beiden Inhaber der Firma erlebnisbereit gemeinsam mit ihrem siebenköpfigen Team dafür, dass die eiskalte Attraktion, deren Hauptsponsoren die „Pforzheimer Zeitung“ und die Stadtwerke Pforzheim sind, sich nicht in eine zentimetertiefe Pfütze verwandelt und der Ausflug zur Eisbahn somit ins Wasser fällt. Und das bis zum 6. Januar mit Ausnahme von Heiligabend täglich.
Dass sie einmal jährlich acht Wochen die Pflege und Betreuung einer Eisbahn organisieren und leiten würden, damit haben der gelernte Erlebnispädagoge Schröder und sein Geschäftspartner Maier, von Haus aus Betriebswirt, selbst nicht gerechnet. „Wir wurden damals von der WSP gefragt, ob wir das übernehmen würden“, erinnert sich Schröder. Bevor die Federführung an erlebnisbereit ging, betrieb die WSP die Eisbahn selbst. Bereits zu diesem Zeitpunkt arbeiteten Schröder und Maier als Eismeister.
Davor mussten die beiden lernen, wie man Eis macht und pflegt – denn anders als in Hallen gibt es auf der mobilen Eisbahn vor dem Rathaus keine Maschinen, mit der das gefrorene Nass auf Vordermann gebracht wird. „Wir haben einen eintägigen Workshop in Dorsten besucht“, erzählt Maier. Das praktische Wissen haben Schröder und Maier sich direkt in Pforzheim – bei „City on Ice“ – angeeignet. „Das erste Jahr war sehr aufregend und eine echte Herausforderung“, sagt Schröder. Was in den Anfangsjahren noch für Nervenkitzel sorgte, ist inzwischen Routinearbeit für die beiden Eismeister.
Straffes Programm
Jedoch eine, die viel Disziplin erfordert. Damit in den acht Wochen „City on Ice“ nichts schief geht, sind die Tage für das Team nämlich streng getaktet. „Wir kommen eineinhalb Stunden, bevor der Betrieb startet“, erklärt Schröder. 90 Minuten, um die Maschinen morgens manuell auf die Außentemperatur nachzujustieren, den Abrieb vom Eis zu schaufeln, mit dem Schlauch genau die Menge an Wasser auf die Fläche zu bringen, die es braucht, um auf die ideale Höhe von zehn Zentimetern Eis auf der Bahn zu kommen, die Wege und das Verleihzelt kehren, Wechselgeld bei der Bank besorgen, Schlittschuhe einsortieren und die Kasse vorbereiten. Doch damit beginnt die Arbeit erst.
Denn die Tage auf der Eisbahn sind lang. Für Schulklassen öffnet „City on Ice“ bei Bedarf schon um 9 Uhr. Schluss ist stets um 22 Uhr. „Wir dürfen auch gar nicht länger, wegen der Nachtruhe“, so Schröder. In der Regel wird pro Schicht zu zweit gearbeitet, eine Person im Verleih, eine als Aufsicht direkt an der Fläche. Doch gerade an den Wochenenden und kurz vor den Feiertagen, wenn der Ansturm aufs Eis besonders groß ist, packen bei Bedarf auch mehr Hände mit an. Die Reservierungsbücher sind, gerade für das Eisstockschießen, schon Wochen vor Eröffnung gut gefüllt. Und auch die Nachfrage der Schulen steige stetig. „In den ersten beiden Wochen geht es noch, aber sobald die Weihnachtsferien näherrücken, gibt es kaum noch freie Plätze“, so Schröder.
Um möglichst keine Eisfans enttäuschen zu müssen, würden die Termine so gelegt, dass möglichst verschiedene Klassenstufen gemeinsam auf die Fläche können – „damit wir genug Schlittschuhe in den entsprechenden Größen haben“, so Schröder. Bei aller Vorbereitung und Routine ist der Erfolg von „City on Ice“ jedoch vor allem von einer sehr unberechenbaren Komponente abhängig: dem Wetter. „Wir schauen mehrfach täglich nach den Vorhersagen“, wie Schröder erklärt. Anders als viele vermuteten, sei es dabei weniger die Sonne als der Wind, der den Eismeistern dabei zu schaffen macht. „Wenn der auf die Fläche bläst, hat das dieselbe Wirkung wie bei einem Föhn“, erklärt Maier. So fiel die „City on Ice“-Eröffnung 2015 wegen warmer Temperaturen und entsprechend aufgeheiztem Wind buchstäblich ins Wasser. Bis heute zum Glück eine Ausnahme.
Von Bräuten und Tieren
Langweilig wird es bei „City on Ice“ trotzdem nie. Über die Jahre haben die Eismeister und ihr Team so einiges erlebt. „Wir hatten hier schon Heiratsanträge und auch immer wieder Hochzeitgesellschaften, die vom Standesamt direkt aufs Eis gehen“, erzählt Schröder lachend. Seit einigen Jahren komme zudem auch regelmäßig eine Gruppe aufwendig verkleideter Schlittschuhläufer auf den Marktplatz. „Wir wissen nicht, wer sich hinter den Tierkostümen verbirgt, sie tauchen einfach auf, aber es ist immer ein Riesenspektakel für die Kinder“, so Maier. Gerade junge Besucher kämen regelmäßig zu „City on Ice“, einige von ihnen sogar täglich. „Wir haben einige Kinder, für die ist die Eisbahn ein zweites Zuhause. Wir sind kein Jugendzentrum, aber es fühlt sich oft so an, und natürlich reden wir dann auch mit ihnen“, berichtet Schröder. So seien über die Jahre Vertrauensverhältnisse entstanden, bei denen der 53-Jährige nicht nur als Eismeister, sondern auch als Pädagoge auf dem Marktplatz aktiv ist.
Zum Spaß aufs Eis geht es für Maier und Schröder übrigens so gut wie nie. Nur an einem Abend: „Für unsere Weihnachtsfeier reservieren wir uns ausnahmsweise selbst eine der Bahnen zum Eisstockschießen“, so Schröder. Einer der vielen kleinen Höhepunkte der Eismeister von „City on Ice“.