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Klick! Wen die Salafisten als Ermittler, Journalisten oder Kritiker verdächtigen, wird fotografiert, wie hier bei der Koranverteilung in der Pforzheimer Fußgängerzone. In einem Poesiealbum werden diese Bilder wohl nicht landen. 
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Phasenweise gähnende Leere herrschte am Stand der extremistischen Salafisten 

Salafisten verteilen Korane und knipsen Kritiker

Pforzheim. „Der Koran geht weg wie warme Semmeln“, staunt ein Passant in der Pforzheimer Fußgängerzone, der seinen Namen „lieber nicht verraten“ will. Er schnappt sich eines der in Folie eingeschweißten Büchlein im Taschenbuchformt. „Der edle Qur’an – die ungefähre Bedeutung in der deutschen Sprache“ steht darauf. Lesen will er es eigentlich gar nicht, „aber mal reinschauen“. Bloß zu sehen gibt es darin nicht viel, denn Bilder sucht man vergebens.

Was würden Sie lieber kostenlos annehmen: Koran oder Grundgesetz?
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Brutale Attacken extremistischer Salafisten gegen die Polizei

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Ausweisung einzelner radikaler Salafisten nicht ausgeschlossen

Der Erfolg dieser Koranverteilung ist nicht zu messen. Die meisten Menschen gehen einfach an dem mager ausgestatteten Stand vorbei. Kommentarlos. Interesselos. Zeitweise ist es gähnend leer um den Stand herum, phasenweise sammeln sich dann jedoch wieder 30, 40, 50 Menschen am Stand. Die meisten sind nur neugierig. Andere geben die Diskussion bald auf. „Mit denen kann man nicht reden. Die sagen immer das Gleiche oder blocken sofort ab, wenn es mal kritisch wird“, sagt eine Passantin, die ebenfalls nicht genannt werden will.

Irgendwie scheinen noch bei vielen die Bilder von den brutalen Attacken der Salafisten auf Polizisten im Kopf aufzutauchen. „Man weiß nie, was da noch passieren kann“, sagt die namenlose Frau und geht weiter.

Nicht erst seit den lebensgefährlichen Messerstichen, die ein radikal-islamistischer, für seine Gewalttätigkeit bekannter 25-jähriger Salafist zwei Polizisten in Bonn beigebracht hatte, traut man den extremistischen Islamisten eine gewisse unberechenbare Aggressivität zu, aus blindem Glaubenseifer resultierend. Aber bis zum Mittag sei alles ruhig verlaufen, bestätigt die Polizei. Beamte werden das weiter beobachten. „Sie haben auch für die nächsten vier Wochen solche Veranstaltungen angemeldet“, bestätigte Polizeisprecher Frank Otruba PZ-Informationen, „wir werden verstärkt Streifen vorbeischicken.“

Pforzheim ist ein bisschen spät dran mit der Koran-Verteilung. Quer durch die Republik sorgten vor einigen Wochen Salafisten für Aufsehen, als sie in den Fußgängerzonen kostenlos den Koran verteilten. Nicht so in Pforzheim. Die Pforzheimer Salafisten mit Sitz in der Baraka-Moschee, einem ehemaligen Fabrikgebäude an der Franziskusstraße/Lindenstraße hatten in diesem Jahr noch nicht einmal einen Info-Stand beim Ordnungsamt angemeldet. Das sieht nun anders aus.

Am Samstag vor einer Woche hatten die Salafisten beim „Dicken“ am westlichen Zugang zur Fußgängerzone einen reinen Info-Stand. An diesem Samstag verteilten sie nun den Koran kostenlos. Am Freitag zuvor verteilte der Pforzheimer Grünen-Bundestagsabgeordnete Memet Kilic in der Fußgängerzone das Grundgesetz. Dort aber blieben fanatische Dispute aus.

„Ich habe den Eindruck, dass sich Salafisten auf der einen Seite und politische Extremisten auf der anderen Seite gegenseitig hochschaukeln“, sagte der Pforzheimer Grünen-Bundestagsabgeordnete Memet Kilic mit Blick auf die Auseinandersetzungen zwischen Rechtsextremen und extremen Islamisten. „Die vernünftige Mitte der Gesellschaft muss sich zu Wort melden und deutlich machen, dass wir eine wunderbare Grundlage haben, auf der wir gemeinsam leben können. Deshalb will ich für das Grundgesetz Werbung machen.“