
Stadtrat Gutscher fordert Milde für Bade-Rüpel
Er wolle, schreibt CDU-Stadtrat Klaus Gutscher an Erich Forstner, den Chef der Goldstadtbäder, „die Angelegenheit nicht verharmlosen“: Irakische Jugendliche im Alter zwischen 15 und 18 Jahren hätten zugegeben, über die Stränge geschlagen zu haben, weshalb sie im Emma-Jaeger-Bad Hausverbot erhielten. Sie würden sich entschuldigen „für die Vorkommnisse in der Vergangenheit“, sagt Gutscher. Er schlägt eine „General-Amnestie“ für die Jugendlichen vor – „als Zeichen unserer Bereitschaft für ein vernünftiges Miteinander und einen gelebten Integrationsgedanken“.
Was ihn am meisten ärgert, ist das Vorgehen des Sicherheitsdienstes, wie er es von den Jugendlichen geschildert bekam. Demnach sei die Security handgreiflich geworden.
„Dass geschlagen wurde, glaube ich nicht“, sagt Forstner. Doch der Bäder-Chef hat vorsorglich Konsequenzen gezogen: Der Mitarbeiter des Deutschen Hilfsdiensts, der im Auftrag der Goldstadtbäder für Ordnung sorgen soll, wurde vorübergehend aus dem Verkehr gezogen. „Vielleicht war er zu lange hier und hat sich zu sehr wie die Polizei gefühlt“, räumt Forstner ein. Mit dem neuen Mitarbeiter, der seit dieser Woche Dienst tut, gebe es keine Probleme.
Abgestuftes Hausverbot
Im Übrigen würden Hausverbote – durchschnittlich 30 pro Jahr in allen Bädern (Wartberg, Nagold und „Emma“) – nicht nur gegen irakische Jugendliche verhängt. Verstöße gegen die Haus- und Badeordnung können mit drei, sechs oder zwölf Monaten sanktioniert werden, je nach Schwere des Vergehens. Oder bei Wiederholungstätern. Im Falle der Iraker muss es wohl extrem gewesen sein: Nach Gutschers Darstellung seien in fünf Fällen unbefristete Hausverbote ausgesprochen worden.
Bei einem Gespräch mit Vertretern der Gemeinderatsfraktionen und rund 20 jungen Irakern hätten die Pforzheimer Neubürger geklagt, man gehe rigoros mit ihnen um – unter anderem aus nichtigem Anlass. Gutscher nennt ein Beispiel: Einer der Jugendliche, 17 Jahre alt, sei aufgefordert worden, sich wegen seines Alters auszuweisen.
Er hatte den Ausweis vergessen und sprach nur wenig Deutsch. Nach seiner Aussage habe der Angehörige des Sicherheitsunternehmens ihn nicht nur des Kassenbereichs verwiesen, sondern ihn auf der Straße geschüttelt. Der 17-Jährige habe sich nicht gewehrt, um eine Eskalation zu vermeiden. Gutscher führte ein Gespräch mit den betroffenen Jugendlichen. Sein Eindruck: „Sie waren sehr höflich. Sie haben mir auch gestanden, sich nicht immer korrekt verhalten zu haben.“
Er sei der festen Überzeugung, „dass wir mit den Jugendlichen in Zukunft keine Probleme mehr im Bad haben werden.“ Er regt an, den Jugendlichen je eine Freikarte zu schenken. Forstner zeigt sich reserviert: „Sollen wir uns jetzt auch noch entschuldigen?“