
- Jeanne Lutz
Pforzheim. Die Nachfrage nach Integrationskursen ist ungebrochen hoch. Insgesamt haben im vergangenen Jahr 1421 Personen in der Pforzheimer Koordinierungsstelle einen Antrag auf Besuch eines Integrationskurses gestellt – davon waren 951 Personen durch die Ausländerbehörde oder das Jobcenter zur Teilnahme verpflichtet.
Besonders auffällig: Der Anteil der Alpha-Integrationskurse, also Integrationskurse mit vorgeschalteter Alphabetisierung, ist in Pforzheim überdurchschnittlich hoch. Ihr Anteil betrug 38 Prozent. Damit waren 26 der insgesamt 69 durchgeführten Integrationskurse Alpha-Kurse, in denen etwas mehr als 400 Personen im vergangenen Jahr starteten. Zwar ist die Zahl leicht rückläufig – im vergangenen Jahr lag die Quote der Alphakurse bei 41 Prozent – dennoch liegt Pforzheim damit weit sowohl über dem Landes- wie auch Bundesschnitt. Bundesweit stieg der Anteil um acht Prozentpunkte von 18,5 auf 26,3 Prozent. Ein Trend, der sich auch in Baden-Württemberg abzeichnet: Während die Zahl der Integrationskursteilnehmer insgesamt um etwa 8000 Personen auf 38.000 Teilnehmer gesunken ist, verzeichnet das Sozialministerium im Bereich der Alphabetisierung Zuwächse. Im vergangenen Jahr starteten mit 8.641 Teilnehmern knapp 1.000 Personen mehr einen Alphakurs als noch in 2016.
Doch Analphabet ist nicht gleich Analphabet. Die Kurse richten sich an drei Zielgruppen, die von primären Analphabeten – also Personen, die weder in der Schrift ihres Herkunftslandes noch in der lateinischen Schrift alphabetisiert sind, über Zweitschriftlerner, die ausschließlich in der Schrift ihres Herkunftslandes lesen und schreiben können, bis zu funktionalen Analphabeten, die die lateinische Schrift einmal konnten, inzwischen aber wieder verlernt haben.
In Pforzheim gehören laut der Integrationsbeauftragten Anita Gondek insbesondere die Vertreter der irakischen Community zu den Besuchern der Alpha-Integrationskurse – aber auch Zugewanderte aus Syrien oder EU-Ländern ohne lateinische Schrift, wie zum Beispiel Bulgarien. Während bundesweit laut Angaben des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) die Männer mit 60 Prozent die Mehrheit der Alphakursteilnehmer stellen, ist die Situation in Pforzheim umgekehrt. „Frauen sind stärker in der Gruppe der Analphabeten vertreten, da zum Beispiel die yezidischen Frauen oft nur wenig Bildung im Heimatland erfahren konnten“, wie Gondek erklärt.
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