Friedensnobelpreisträger Yitzhak Rabin
Vor 30 Jahren erschoss ein jüdischer Fanatiker Israels Regierungschef Izchak Rabin.
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30. Jahrestag der Ermordung von Israels Ministerpräsident Rabin
Schätzungen zufolge beteiligten sich etwa 150.000 Menschen an der Gedenkveranstaltung für den 1995 ermordeten damaligen israelischen Regierungschef Izchak Rabin.
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Historischer Handschlag zwischen Rabin und Arafat
Die großen Hoffnungen auf Frieden zwischen Israel und den Palästinensern sind in den Jahrzehnten seit dem Mord an Israels Regierungschef Izchak Rabin immer tieferem Misstrauen gewichen.
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Politik
Ermordung Rabins 1995: Zehntausende gedenken in Tel Aviv

30 Jahre nach dem Mord an Izchak Rabin haben Schätzungen israelischer Medien zufolge etwa 150.000 Menschen in Tel Aviv des früheren Ministerpräsidenten gedacht. «Das waren andere Zeiten, als Führungskräfte noch Verantwortung übernahmen – in Worten und Taten. Verantwortung – genau das ist es, wonach sich Israel heute sehnt», sagte der frühere Generalstabschef Gadi Eisenkot unter dem Applaus der Teilnehmer auf dem zentralen Rabin-Platz. Er spielte damit auf die Kritik vieler Israelis an Regierungschef Benjamin Netanjahu an, der eine Verantwortung für Fehler im Zusammenhang mit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober 2023 verneint.

Im Zentrum von Tel Aviv hatte ein jüdischer Fanatiker Rabin am 4. November 1995 erschossen, um territoriale Zugeständnisse an die Palästinenser zu verhindern. In Israel werden Gedenkveranstaltungen stets nach dem Datum im hebräischen Kalender abgehalten.

Schüsse auf Rabin trafen auch den Friedensprozess

«Vor 30 Jahren, auf dem schrecklichen Höhepunkt einer hemmungslosen Hetzkampagne, ging Izchak Rabin die Treppe herunter, als ein verabscheuungswürdiger Attentäter drei Kugeln abfeuerte, den Premierminister ermordete und den Friedensprozess zerstörte», erklärten die Organisatoren der Gedenkveranstaltung, wie die Zeitung «Times of Israel» schrieb. Oppositionsführer Jair Lapid äußerte sich ähnlich. «Die drei Kugeln, die hier auf dem Platz abgefeuert wurden, sollten nicht nur einen Anführer töten, sondern eine Idee auslöschen», sagte Lapid. 

Zwei-Staaten-Lösung inzwischen in großer Ferne

Der 1993 vereinbarte Oslo-Friedensprozess mit den Palästinensern befand sich schon vor dem Attentat in der Krise. Dennoch markierte der Tod Rabins einen entscheidenden Einschnitt, der den Oslo-Friedensprozess politisch schwer beschädigte. Die von Rabin angestrebte Zwei-Staaten-Lösung gilt inzwischen als nur noch schwer realisierbar und wird von Netanjahu abgelehnt.

Dem Mordanschlag war rechtsextreme Hetze vorangegangen. Netanjahu wird immer wieder vorgeworfen, damals zu dem politischen Klima beigetragen zu haben, das die Tat wahrscheinlicher machte. So sprach er einen Monat vor dem Attentat bei einer Demonstration in Jerusalem, bei der Protestierende Plakate hochhielten, auf denen Rabin mit einer Nazi-Uniform dargestellt wurde. «Rabins Ermordung war die direkte Folge von Polarisierung und Aufstachelung», sagte Eisenkot.

Der heutige rechtsextreme Polizeiminister Itamar Ben-Gvir zeigte kurz vor der Ermordung Rabins in einem TV-Interview ein von der offiziellen Limousine des Regierungschefs abgebrochenes Emblem und drohte: «Wir können Rabin erreichen.» 

Unter Netanjahu ist Israel immer weiter nach rechts gerückt

Ein Jahr nach dem Tod Rabins wurde Netanjahu dann erstmals Regierungschef. Er hat die Geschicke des Landes seitdem mit nur kurzen Unterbrechungen geleitet. Die israelische Gesellschaft ist währenddessen kontinuierlich nach rechts gerückt. Heute ist die am weitesten rechts stehende Regierung der israelischen Geschichte an der Macht.

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