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Tourismusminister Guido Wolf (Zweiter von rechts, CDU) im Austausch mit Gordon Seipold (von links), Philippe A. Singer, Philipp Dörflinger und Claudio Urru im Restaurant Grüner Wald in Hamberg.  Foto: Moritz 

Stürmische Zeiten für Gastronomie: Tourismusminister Guido Wolf verschafft sich Lageüberblick im Enzkreis

Neuhausen-Hamberg. Die Zeiten sind stürmisch. Nicht nur am Freitag in Neuhausen, sondern momentan für alle, die unter der Corona-Pandemie spürbar leiden. Um sich ein Bild der Lage der Hotel- und Gastronomiebetriebe im Enzkreis und in Pforzheim zu machen, hat Guido Wolf (CDU) am Freitag Station in Neuhausen-Hamberg gemacht – genauer gesagt im Restaurant Grüner Wald. Der Tourismusminister war einer Einladung von Philippe A. Singer gefolgt, dem CDU-Landtagskandidaten für den Enzkreis.

Bevor sich Wolf in einer virtuellen Sitzung mit anderen Gastronomen und Politikern austauschte – neben Singer war auch der Pforzheimer CDU-Landtagskandidat Philipp Dörflinger zugegen –, wurde er von den beiden Geschäftsführern des Grünen Waldes, Claudio Urru und Gordon Seipold, über das Restaurantgelände geführt. Die beiden Geschäftsführer des noch sehr jungen Unternehmens schilderten Wolf die Lage während der Pandemie. „Wir haben jeden Tag Restaurant-Tetris gespielt, um die Leute entsprechend den Vorgaben zu verteilen“, sagte Seipold. Lediglich 50 Prozent Auslastung habe man etwa im Braustüble oder in der Alten Baiz während dem Sommer haben können. „Die Küche war aber voll besetzt.“ Küchenchef Urru brachte den Kunden bei einem kurzfristig organisierten Lieferdienst das Essen sogar selbst vorbei, dabei habe er fast nur positive Resonanz erfahren: „Die Gäste haben es wieder zu schätzen gelernt, was sie an der Gastro haben“. Auch in die hauseigene Brauwerkstatt durfte der Minister einen Blick werfen – auch dort stagniert der Absatz, wie Mitarbeiter Daniel Albrecht erklärte. Hauptsächlich beliefere man Sport- und Kulturveranstaltungen – und damit gesellschaftliche Bereiche, die ebenfalls stark von der Pandemie betroffen sind.

Der Tourismusminister war aber nicht nur für die Hausführung gekommen, sondern vor allem, um den Gastronomen in der Region Mut zuzusprechen. „Wir wollen dieser Branche durch die Krise helfen“, sagte Wolf in einem eigens eingerichteten Videochat mit Gastronomen aus der Region. „Wenn wir der Gastronomie nicht helfen, verlieren wir ein wichtiges Stück Kultur.“ Während dem ersten Lockdown, so Wolf, „war es völlig richtig, auf die Lockerungen im Mai hinzuwirken“. Auch er persönlich habe sehr auf eine Öffnung gedrungen, ohne die die Gastronomen, so ist sich Wolf sicher, jetzt vor einem noch viel größeren Problem stehen würden. Der Minister räumte ein, dass die „Novemberhilfen“ – die Corona-Hilfszahlungen des Bundes – doch etwas länger gedauert hätten. Die Landesbank, die die Hilfen verteilt, verfüge durch Zusatzpersonal nun aber über mehr Kapazitäten, um die Gelder weiterzuleiten. Bei der Fülle an Anträgen könne es noch zu leichten Verzögerungen kommen, so Wolf – und bat um Entschuldigung.

Wie bei dem virtuellen Austausch schnell klar wurde, drehen sich die Sorgen vieler Gastronomen natürlich um das Thema Finanzen – insgesamt sind die Probleme aber vielschichtiger. Die Köche und Geschäftsführer machen sich Gedanken über Ausbildung, Personalflucht in andere Branchen, Mitarbeiterfürsorge und Lieferservice. Vor allem letzterer rechne sich kaum, sondern diene oft nur dafür, den Kontakt zu den Gästen nicht zu verlieren.

Über allen anderen Themen aber steht die Frage nach der Wiedereröffnung der Gaststätten und Hotels. Für Wolf sind die Spielregeln klar: Erreiche man eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohnern, gebe es einen Stufenplan und damit eine Öffnungsperspektive für die Betriebe. Es ist ein Lichtblick in der stürmischen Zeit – ganz so, wie er auch beim Besuch zum Abschluss in der Kapelle in Neuhausen zwischen den grauen Wolken zu sehen war.

Christoph Stäbler

Christoph Stäbler

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