760_0900_78023_IMG_6584.jpg
Alles geben und den Fitnessfortschritt greifbar machen: Die Brasil-Handtrainer sind hilfreich.  Foto: Marx 
760_0900_78024_IMG_6571.jpg
Sportwissenschaftler Camillo Manna.  Foto: Marx 
760_0900_78025_IMG_6566.jpg
Übungen auf Aero-Steps (hinten): nur nicht aus dem Gleichgewicht kommen.  Foto: Marx 

Trainieren in Eiseskälte: So schützen sich Forstwirte vor Arbeitsunfällen

Enzkreis/Wiernsheim. Die Außentemperaturanzeige misst minus acht Grad. Der Untergrund ist stellenweise eisglatt. Drinnen in der Hans-Albrecht-Hütte im Forst bei Pinache knackt und knistert es dagegen wohlig im Ofen. Doch davon haben die dreizehn Teilnehmer, in erster Linie Forstwirte, nichts.

Aufmerksam haben sie sich im Halbkreis um den Pforzheimer Sportwissenschaftler Camillo Manna gruppiert – und dann geht‘s auch schon los. Trainiert wird nicht im schicken Sportdress, sondern in schweren Arbeitsschuhen mit Stahlkappen und durchtrittsicheren Sohlen. Und in der für Forstwirte typischen Schutzmontur. Da kommt man kräftig ins Schwitzen. Das muss so sein, erläutert Manna, denn es gehe beim Gesundheitstraining gleichermaßen um konkrete Unfallprävention am Arbeitsplatz, als auch um die generelle Fitness der Übungsteilnehmer. „Das Aufwärmritual ist immens wichtig“, unterstreicht der Sportwissenschaftler. Ein Olympiastar wie der Sprinter Usain Bolt würde nie auf die Idee kommen, ohne Aufwärmtraining zu starten. Und die Waldarbeiter würden allesamt auf ihre Weise auch eine Hochleistung erbringen. Harte Arbeit bei Wind und Wetter im Wald. Kein Zuckerschlecken.

Das Programm ist ausgelegt auf die Gefahrenschwerpunkte, denen ein Forstwirt ausgesetzt ist. Die Übungsblöcke sind exakt ausgelegt auf all das, was die Forstwirte im Wald erwartet: Tätigkeiten am Steilhang, Balancieren auf einem Holzstamm, Bewegen in einem unsicheren Terrain, bei dem man den Boden nicht immer genau erkennen kann und stets irgendwo die nächste Stolperfalle lauert und ein Ausrutscher direkt in die Klinik führen kann.

Zu den mobilen Sportgeräten gehören grüne Brasil-Handtrainer für die Ganzkörperstabilisierung, Aero-Steps fürs Gleichgewicht und Thera-Loops für Schulter und Hüfte. Manna ist nicht nur Trainer, sondern auch Motivator. Beim Blick auf den Zeitmesser holt er jede Sekunde raus. Noch vier, drei, zwei Sekunden... Nur nicht nachlassen, nicht aufgeben, den inneren Schweinehund besiegen.

„Na, ist Euch jetzt warm?“ Eine rhetorische Frage. Die Köpfe einiger Teilnehmer ähneln bereits nach einer Viertelstunde glühenden Brandblasen aus einer Glasmanufaktur. Die Fitnessbausteine, die er vermittelt, sind Anleitung zum Eigengebrauch. Im Idealfall wenden die Forstwirte das Gelernte täglich mehrmals an: zum Arbeitstart, nach der Vesper und nach der Mittagspause. Mit dabei sind auch der stellvertretende Enzkreis-Forstamtsleiter Andreas Roth und Forstassistent Alexander von Hanstein. Sie und Manna unterstreichen, dass der Arbeitgeber den Forstwirten mit dem gleichsam kostenlosen wie verpflichtenden Trainingsprogramm signalisiere, wie sehr er ihre Arbeit schätze.

Mehr lesen Sie am Freitag in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news oder über die Apps auf iPhone/iPad und Android-Smartphones/Tablet-PCs.