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Ein Tor, mit dem er in Nöttingens Geschichtsbücher eingeht: Leutrim Neziraj lässt Ron-Robert Zieler keine Chance.GösseleFC Nöttingen vs. Hannover 96Tor zum 3:1 durch Leutrim Neziraj (FCN - links) 

FC Nöttingen beim DFB-Pokal: Drin das Ding

Lars Stindl hatte Spaß. Viel Spaß sogar. Der ehemalige KSC-Spieler, dem im Hannoveraner Trikot gestern nicht viel geglückt war, war nach dem Spiel in der Mixed-Zone bestens gelaunt. Erst lieferte er grinsend einen ganzen Berg roter 96-Leibchen in der Nöttinger Kabine ab, dann feixte er mit den Nöttingern Mario Bilger, Riccardo Di Piazza und Leutrim Neziraj, mit denen er einst in der KSC-Jugend kickte. Einer aus dem Trio hatte es dem 23-Jährigen aber besonders angetan: Leutrim „Leo“ Neziraj, der Schütze des Nöttinger Tor des Tages.

„Gute Ansätze hat man bei ihm und seinem linken Fuß schon in der Jugend gesehen. „Da muss man ihn loben“, witzelte Stindl über den Mann, der 2008 vom Karlsruher SC nach Nöttingen gekommen war. Lachend schlug Ex-KSC-Junior Stindl dem Ex-KSC-Junior Neziraj auf die Schulter, ehe er doch noch ein wenig ernst wurde: „Wirklich“, schob der Mittelfeldspieler nach, „das Ding hat er echt grandios gemacht.“

Erst Freude, dann Nackenschlag

„Das Ding“ war Nezirajs Anschlusstreffer, der am Ende zwar nicht mehr als ein Ehrentreffer war – für wenige Sekunden aber neue Hoffnung entfacht hatte. Steven Cherundolo vernascht, den Ball mit links ins rechte Eck gelegt und sich nach 53Minuten als erster Nöttinger DFB-Pokal-Torschütze unsterblich gemacht. „Aber direkt danach fällt das 1:4, das war’s dann“, erinnerte sich der 25-Jährige nach Spielende. Dessen Miene verfinsterte sich bei dem Gedanken an den endgültigen Nackenschlag aber nur kurz. Zu groß war die Freude darüber, Nationaltorwart Ron-Robert Zieler keine Chance gelassen zu haben. „Ein Tor gegen einen Bundesligisten, das nimmt mir keiner mehr weg, das bleibt mir mein Leben lang erhalten“, freute sich Neziraj.

Grund zur Freude hätte er schon früher haben können. Immer wieder entwischte der quirlige Offensivmann aus dem Mittelfeld heraus der Hannoveraner Defensive, immer wieder setzte er sich und Angreifer Metin Telle in Szene. Das Tor indes gelang ihm zunächst nicht: Als Neziraj kurz nach Sergio Pintos 0:1 vor Zieler auftauchte, schien der Nationalkeeper schon bezwungen – doch in Zusammenarbeit mit Hannovers 2,5 Millionen Euro teurem Neuzugang Trevizan Felipe kratzte er den Ball noch von der Linie.

Hart geführte Zweikämpfe

Der Innenverteidiger war es, der Neziraj gemeinsam mit seinem Nebenmann Karim Haggui 90Minuten lang Freud’ und Leid zugleich bereitete: Einerseits leistete sich das Duo regelmäßig Unsicherheiten, die ihr Trainer Mirko Slomka nach dem Spiel öffentlich rügte. Andererseits waren es diese Patzer, wegen denen sich Neziraj und Telle oft rüde gefoult auf dem Reutlinger Rasen wiederfanden.

War es zu Beginn Telle, der Felipes Ellenbogen zu spüren bekam – was folgenlos blieb –, hatte es im weiteren Spielverlauf meist Neziraj mit dessen Austeilfähigkeiten zu tun: Oft wurde er schon im Mittelfeld per Foul gestoppt. Wohl auch, weil Felipe dies vor dem Treffer zum 1:3 nicht gelang, nahm Neziraj die Zweikämpfe sportlich: „Wir wussten, dass Hannover aggressiv spielt. Aber haben da auch gut dagegengehalten“.

Diese geschlossene, lange Zeit zweikampfstarke Mannschaftsleistung war es auch, die Nezirajs Trainer Michael Wittwer nach dem Spiel betonte. „Leo möchte ich da gar nicht herausstellen“, so der FCN-Coach. Das sah an diesem Nachmittag zumindest Lars Stindl anders: „Ganz klar: Neziraj war Nöttingens Bester.“