760_0900_13369_.jpg FC Nöttingen erkämpft nach 0:3 noch ein 3:3 gegen Schlusslicht Singen
Hier kam Metin Telle (in der Luft) noch zu spät. Doch in der Nachspielzeit rettete er dem FC Nöttingen mit seinem Tor zumindest einen Zähler.  Foto: Hennrich 

FC Nöttingen erkämpft nach 0:3 noch ein 3:3 gegen Schlusslicht Singen

Nöttingen. Michael Wittwer war bedient. Beim 1:3 zur Halbzeit schritt er mit finsterer Miene in die Katakomben den Nöttinger Panomarastadions und auch nach dem Spiel (Endstand 3:3) hellten sich seine Gesichtszüge nicht auf. „Ich habe keine Erklärung dafür, wie man defensiv und offensiv so danebenliegen kann“, kritisierte der Nöttinger Trainer die Leistung seiner Spieler. „Gegen Neckarelz haben wir 75. Minuten überragend gespielt und heute sowas..., ich kann es mir nicht erklären.“

Bloß nicht unterschätzen lautete die Devise des Fußball-Oberligisten vor dem letzten Heimspiel in diesem Jahr gegen das Schlusslicht Singen, das bis dahin nur sechs Punkte aus 17 Spielen geholte hatte. Doch was die Nöttinger vor allem in der ersten Halbzeit ablieferten, war teilweise „unterirdisch“, wie es Jürgen Hecht vom FCN-Aufsichtsrat nach der Partie trefflich formulierte.

Kein Mumm, kein Biss, kein Tempo – die Mannschaft um Kapitän Timo Brenner, der wieder auf der linken Verteidigerposition zum Einsatz kam, war völlig von der Rolle. Der am Gebiss verletzte Holger Fuchs war nicht im Kader. Bei Minusgraden völlig heiß war dagegen der Gast aus Singen, der voll auf Konter und auf Standards setzte. Mit Erfolg. In der 24.Minute stimmte in der Nöttinger Defensive die Zuordnung nicht, Singens Kapitän Kürsat Ortancioglu bedankte sich und netzte nach einem Freistoß per Kopf ein. Die Chance zum Ausgleich vergab zwei Minuten später Leutrim Neziraj. Nach Zuspiel von Mario Bilger, traf er den Ball im Fallen allerdings nicht richtig. Einen Schuss von Timo Brenner (30. Minute) hielt FCS-Keeper Eric Sciocchetti fest.

Dafür klingelte es auf der anderen Seite. Bei einem Konter steckte Sven Körner auf Sebastian Stark durch, der das Leder aus halblinker Position von 16 Metern an Nöttingens Sascha Rausch ins lange Eck schlenzte. Die Nöttinger Fans trauten ihren Augen nicht. Erst recht nicht, als Schiedsrichter Tobias Endriß in der 42. Minute einen Handelfmeter für die Gäste pfiff. Eine fragwürdige Entscheidung. Sascha Paseka hatte nach einem Schuss von Sebastian Stark den Ball im Strafraum an die Hand bekommen. Singens Stürmer Rahman Soyudogru war’s egal. Er verwandelte eiskalt zum 3:0. Riesenjubel auf Singener Seite, hängende Köpfe bei den Nöttingern. Doch Hoffnung keimte auf, als Neziraj in der 44. Minute mit einem satten Linksschuss aus 16 Metern auf 1:3 verkürzte. Trotzdem: Michael Wittwers Gang in die Kabine ließ nichts Gutes erahnen. Der FCN-Coach blieb jedoch cool. „In der Kabine war es ganz ruhig“, berichtete er hinterher. „Ich habe mein Verhalten einfach dem Spiel meiner Spieler angepasst. Ich hab gar nichts gemacht, nur einen Wechsel vollzogen und gesagt, wir brauchen jetzt einen schnellen Anschlusstreffer.“

Niklas Hecht-Zirpel kam für den unauffällig spielenden Riccardo Di Piazza – und die Nöttinger machten Druck. Neziraj traf nur den Pfosten (50). Metin Telles Kopfball aus kurzer Distanz wurde entschärft (54.). Sowie auf der Gegenseite ein Schuss von Fabian Wilhelmsen (62.). Thorben Schmidt kratzte dasLeder gerade noch so von der Linie.

Nach einer turbulenten Phase (siehe Artikel „Schiedsrichter als Buhmann“) traf dann Mario Bilger in Überzahl zum 2:3 (87.). In seinem letzten Heimspiel für den FCN sicherte Metin Telle den Lila-Weißen in der fünften Minute der Nachspielzeit mit einem schönen Drehschuss aus sieben Metern noch einen schmeichelhaften Punkt.“ „Ein Zähler ist für uns natürlich zu wenig“, meinte Singens Trainer Daniel Wieser. „Auch wenn wir heute noch 4:3 gewonnen hätten, könnte ich mich nicht freuen“, sagte Michael Wittwer nach dem kuriosen Spiel.