
Deutsche Autohersteller setzten auf Luxus statt Massenware - Abschied von der A-Klasse bei Mercedes?
Die A-Klasse ist ein Stück Autogeschichte in Deutschland. Viele verbinden mit dem Mercedes-Kompaktwagen noch die Panne beim sogenannten „Elchtest“. Im Oktober 1997 – mit der Markteinführung der erste A-Klasse-Generation – kippte eines der früheren Modelle beim Fahrtest einer schwedischen Autozeitschrift um und landete auf dem Dach, erinnert die Bild-Zeitung und berichtet unter Berufung auf das „Handelsblatt“ vom geplanten Auskaufen der A-Klasse.
Mit dem Elchtest wurden die Fahreigenschaften von Autos bei plötzlich auftretenden Hindernissen ausprobiert – Mercedes erntete für den Test-Unfall mächtig Hohn und Spott. Die A-Klasse bekam serienmäßig ein ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm).
Informationen, wonach bei Mercedes das Einstiegsmodell A-Klasse Mitte des Jahrzehnts auslaufen soll, kommentiert das Unternehmen nicht. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer ist aber davon überzeugt, dass die seiner Ansicht nach wenig profitablen A- und B-Klasse-Modelle auf Dauer aufgegeben werden. Damit könnten für den Hersteller mehr als 400 000 Autoverkäufe im Jahr ausfallen, wie Dudenhöffer erklärt. Was passiert mit der A-Klasse, wenn Mercedes seine Luxusstrategie konsequent umsetzt?
Wenn Konzernchef Ola Källenius von Luxus spricht, nennt er gerne die „Birkin“-Handtasche des Pariser Lederwarenspezialisten Hermès als Beispiel. Das Accessoire kann nur im Geschäft bestellt werden, das Angebot ist knapp. Kundinnen und Kunden müssen je nach Ausführung auf das begehrte Objekt lange warten.
Källenius, ein kühler Rechner, trimmt seinen Konzern auf Gewinn und Rendite. Der Schwede hat inzwischen Luxus als Strategie für den Hersteller ausgerufen. Der Konzern mit dem Stern will vor allem mit teuren Luxusautos wachsen und das Angebot an kleineren Modellen deutlich einschränken.
Mit dieser Strategie ist Mercedes-Benz nicht allein in einer Branche, die wegen des teuren Übergangs auf klimafreundlichere E-Antriebe unter riesigem Druck steht. So will auch die VW-Tochter Audi künftig mit Luxusautos mehr Geld verdienen und kleinere Modelle nicht mehr bauen, wie Vorstandschef Markus Duesmann angekündigt hatte.
BMW lässt das betagte Elektro-Kompaktmodell i3 auslaufen, bietet den Kunden in diesem Teilbereich mit dem elektrischen Mini und dem 2023 startenden elektrischen BMW iX1 allerdings Alternativen an. Die Münchner sind auch schon länger in der Topliga unterwegs, mit der Tochtergesellschaft Rolls-Royce. Die Idee hinter der Luxusstrategie: Die Gewinnspannen von größeren SUVs und Limousinen sind höher als bei den Kompaktwagen. Das hatte auch schon in der Chip-Krise dazu geführt, dass die Hersteller die knappen Ressourcen eher in die Oberklasse steckten – gebaut wurde vor allem, was viel Gewinn bringt.
Mehr Gewinn
Auch Hersteller mit großen Stückzahlen könnten für Luxus stehen, denn der Markt ist global, sagt der Pforzheimer Hochschullehrer Fernando Fastoso. So würden Autos von Audi, BMW und Mercedes fast überall auf der Welt als Luxusobjekte wahrgenommen – auch wenn es bei den Fahrzeugen weniger glamourös zugehe. „Deutscher Luxus ist Luxus ohne Bling; Luxus mit Handwerkskunst und Technologie“, erklärt der Fachmann für Luxusmarketing. „Deutschland steht auch für Produktion mit hohen Umweltauflagen, die für Nachhaltigkeit stehen und dem deutschen Luxus zugute kommen können.“