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Heimerle+Meule aus Pforzheim verspricht sich zusätzliche Aufträge für seine Galvonotechnik.  Fotos: NEFF 
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Genthner aus Birkenfeld-Gräfenhausen entwickelt Systemtechnologien. 
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Auf dem Stuttgarter Messegelände zeigen knapp 20 Unternehmen aus Pforzheim, dem Enzkreis und dem Landkreis Calw ihre Produkte und Dienstleistungen für die Medizintechnik. Hier der Pforzheimer Hochform-Gemeinschaftsstand. 

Medizintechnik als Hoffnungsträger - Fachmesse T4M in Stuttgart will der Medtech Konkurrenz machen

Stuttgart. Pforzheimer Wirtschaft- und Stadtmarketing (WSP) verzichtet auf Compamed. Fast wie in der Fußballbundesliga: Dort kämpfen Nürnberg und Stuttgart gegen den Abstieg. In der Medizintechnikbranche liefern sich die beiden Standorte ein erbittertes Fernduell um die Gunst der Branche.

Die Medtech (21. bis 23.Mai) ist nämlich von Stuttgart nach Franken abgewandert – und in der schwäbischen Metropole kämpft die neue Messe T4M um Anerkennung. Nach relativ schwachem Besuch am Dienstag strömten gestern deutlich mehr Besucher in Halle 9 des Stuttgarter Messegeländes, wo zeitgleich noch die Elektronik-Fachmesse Control stattfindet.

Verhaltener Auftakt

Bei der Premiere der T4M sind knapp 250 Aussteller vertreten, darunter 20 Unternehmen aus der Region Nordschwarzwald. Sie zeigten sich mit dem bisherigen Verlauf der dreitägigen Messe, die heute zu Ende geht, recht zufrieden. „Für die erste Veranstaltung ist das Besucheraufkommen ganz ordentlich“, sagte Matthias Gindele von der gleichnamigen Spritzgußtechnik-Firma in Neuhausen. Von der Konstruktion und dem Bau hochpräziser Spritzgussformen über die Produktion anspruchsvoller Kunststoffteile bis zur Montage kompletter Baugruppen reicht deren Angebot.

„Die Medizintechnik wird für uns immer wichtiger“, sagte Gindele. Auch weil viele Zulieferer aus der Region ihre Abhängigkeit von der Automobilindustrie mittel- und langfristig reduzieren wollen. So war es nicht verwunderlich, dass viele Aussteller und deren Kunden in Stuttgart über die angespannte Auftragslage in der Kfz-Branche diskutierten. Die Nachfrage nach Autos habe sich weltweit abgeschwächt. Dies sei nicht allein auf den neuen Abgas-Prüfstandard WLTP zurückzuführen. Die Diskussion um Dieselfahrverbote und der Übergang zur Elektromobilität könnte die Karten für die Automobilzulieferer ganz neu mischen. Auch der Brexit und der Handelskrieg zwischen den USA und China belasten derzeit die Stimmung. Kurzfristig wurden einige Aufträge storniert, heißt es aus einem führenden regionalen Galvanikunternehmen. Die hausgemachte Delle müsse aber nicht zwangsläufig zu einer Krise führen. Zumal nicht nur in der Fahrzeugtechnik, sondern auch in den Bereichen Industrie 4.0 und Smart Home immer mehr Elektronikteile benötigt würden. „Wir haben in den vergangenen zwei, drei Jahren enorme Auftragsspitzen erlebt“, bestätigte Gindele. „Jetzt wird es vielleicht etwas ruhiger“, ergänzte Mitaussteller Christoph Lenze von Klingel Medical, die gerade im Pforzheimer Altgefäll erweitern. Zufrieden mit dem bisherigen Messeverlauf zeigten sich gestern auch die Schömberger Firma Primold (Kunststoffspritzguß) und das Medizintechnik-Unternehmen Vascotube aus Birkenfeld.

Gemeinsame Präsenz

Der inhaltliche Fokus des neuen Messeformats liegt auf den Bereichen Fertigungstechnik, Produktionsumfeld und Dienstleistungen sowie auf Komponenten und Werkstoffen. Unter dem Dach der Cluster-Initiative Hochform sind die Firmen Frey & Winkler und Zecha Hartmetall aus Königsbach-Stein, das Schweizer Unternehmen Gehring Cut AG (Tochter der Pforzheimer Firma Klingel medical metal), die Firma Genthner SystemTechnologie, Gindele und Heimerle+Meule präsent. Gemeinsam mit den Mitausstellern glaubt WSP-Direktor Oliver Reitz an die Sinnhaftigkeit der T4M, nachdem die Medtech nach Nürnberg abgewandert ist.

Ob sich die Messe in Stuttgart etabliere, müsse man jedoch abwarten, so Reitz, der am ersten Messetag in Stuttgart war. Ohnehin werde sich die Cluster-Initiative Hochform auf Anraten des Fördergebers im Wirtschaftsministerium und vor dem Hintergrund weiterer Haushaltskonsolidierungen in der Goldstadt verstärkt auf Aktivitäten wie die konkrete Kooperationsanbahnung konzentrieren und im Gegenzug die Messeauftritte reduzieren. Reitz hatte daher den Rückzug von der Messe Compamed in Düsseldorf verkündet, plant aber gemeinsam mit den Akteuren aus Wirtschaft und Wissenschaft im Nordschwarzwald – in Anlehnung an den Pforzheimer Werkstofftag – ein medizintechnisches Forum einzurichten.