
Reifenhersteller Michelin setzt auf neue Mobilitätssysteme
Karlsruhe. Die Digitalisierung und ihre direkte Umsetzung im Unternehmen stellt viele Firmen, gerade im Mittelstand, vor große Herausforderungen. Aus diesem Grund hat es sich die IHK Nordschwarzwald mit ihrem im Oktober 2016 gegründeten „Forum Digitale Transformation“ zur Aufgabe gemacht, zahlreiche Aktivitäten im Bereich Wirtschaft 4.0 zu bündeln und Unternehmen der Region aus dem produzierenden Gewerbe, Handel und Dienstleistungen miteinander zu vernetzen.
Dazu lohne sich auch der Austausch von Wissenschaft, Forschung und unternehmerischer Praxis, wie Markus Wexel, zuständig für die Regionale Wirtschaftsförderung und den Technologietransfer der IHK Nordschwarzwald und Werner Morgenthaler, Teamleiter Technologietransfer- und Innovationsberatung, betonen.
Beim Arbeitskreismeeting des Arbeitskreises 1 zum Thema „Zukunft der Arbeit“ im Michelin Werk Karlsruhe ging es unter der Moderation von Jan Schröder vom Steinbeis Transferzentrum i2e Karlsruhe und Rainer Sorge, verantwortlich für Fortschritt und Innovation in der Region Europa Nord bei Michelin, um digitale Herausforderungen. Unter der Agenda „Zukunft der Arbeit in digitalisierten Unternehmen“, „Arbeitsstrukturen der Zukunft“ und einem Workshop zum Thema „Entwicklung moderner Arbeits- und Kommunikationsstrukturen-Prozesse in digitalisierten Unternehmen“ wurde aufgezeigt, dass viele Verwaltungsvorgänge – wie beispielsweise beim elektronischen Ursprungszeugnis der IHK geschehen – als einfache und voll digitale Prozesse zum Kunden kommen müssen.
Aus diesem Grund sieht auch Rainer Sorge die Aufgabe des Reifenherstellers Michelin darin, nicht nur auf die Produktentwicklung, sondern den einzelnen Mitarbeiter zu setzen. Dies zeigt sich darin, dass die Mitarbeiter zunehmend eigenverantwortlich und darüber hinaus bei einzelnen Produktlinien zunehmend in autonomen Teams arbeiten. Zudem können die rund 1410 Mitarbeiter am Standort Karlsruhe (weltweit: 111.700) über Instrumente wie das Tool InnovaGo Fortschritts- und Innovationsideen einreichen. Dort können sie auch Verbesserungsvorschläge eintragen, die nicht die üblichen Geschäftsbereiche betreffen. Ergebnis: Hieraus sind neue Geschäftsfelder, zum Beispiel „neue Mobilitätssysteme“, entstanden. Zudem nutzt das Unternehmen nicht nur im hauseigenen Museum, das Reifenmodelle aus über 125 Jahren zeigt, die von Jan Schröder vielfach angewendete und agile Methode des Design Thinkings, eine Methode und ein Denkansatz also, der in allen Beteiligten an einem Innovationsvorhaben möglichst viel kreatives Potential hervorrufen soll.
Beim sogenannten „Michelin Way“ werden die Prinzipien des Lean Managements genutzt. Das bedeutet, das Team ändert seine Arbeitsweise in verschiedenen Phasen. In der Phase des Monitorings sind Standards durch das Team eingeführt worden. Beim „Empowerment“ hat das Team mehr Entscheidungsbefugnisse, beim Continuos Improvement funktioniert dann letztendlich der ganze Prozess im Team vollständig autonom.
Dies ziehe zum einen eine niedrigere Hierarchie und größere Bedeutung der Teamarbeit, zum anderen eine größere Zufriedenheit der Mitarbeiter nach sich, wie Sorge betonte. Wie sich im anschließenden Workshop zeigte, waren die rund 20 Teilnehmer aus Unternehmen der Region gut auf die Digitalisierung und Veränderung der Arbeitsweisen vorbereitet. Hier plädierte Schröder dafür, die raren Arbeitskräfte in der IT-Branche an sich zu binden.
Das nächste Treffen des Arbeitskreises 3 des IHK-Forums findet am Freitag, 13. April um 12.30 Uhr am Institut für Informationsmanagement im Ingenieurwesen (IMI) am Karlsruher Institut für Technologie in Karlsruhe statt. www.nordschwarzwald.ihk24.de/innovation/innovation/Industrie-4-0_index2/ihk-forum-digitale-transformation/3960458