Bei Hauptuntersuchungen von Autos drückte ein Prüfer aus Stuttgart beide Augen zu. Fotos: dpa

Baden-Württemberg
Acht Männer wegen falscher Prüfplaketten vor Gericht
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Für einige Euro extra soll ein selbstständiger Prüfingenieur bei der Hauptuntersuchung von Autos beide Augen zugedrückt haben. Jetzt stehen er und sieben weitere Männer wegen Bestechlichkeit und Bestechung vor Gericht.

Stuttgart. Aus Profitgier sollen acht Männer schadhafte Autos ohne die vorgeschriebenen Kontrollen mit Prüfplaketten ausgestattet haben. Vor dem Stuttgarter Landgericht hat am Donnerstag der Prozess gegen sie begonnen. Der Hauptangeklagte hat der Anklage zufolge von Mai 2011 bis März 2012 als selbstständiger Prüfingenieur für eine private Organisation Prüfplaketten im Großraum Stuttgart genehmigt. Dafür sollen ihm die Werkstätten 70 oder 80 Euro statt der üblichen 53 Euro gezahlt haben. Laut Staatsanwaltschaft missachtete der 60-jährige im Gegenzug bewusst die Vorgaben und bescheinigte auch fehlerhaften Fahrzeugen keine oder nur geringe Mängel. In 477 Fällen habe er sich so der gewerbsmäßigen Bestechlichkeit schuldig gemacht.

Die weiteren sieben Angeklagten betrieben Werkstätten in Filderstadt, Leinfelden-Echterdingen und Waldenbuch, in denen die betroffenen Autos geprüft werden sollten. «Alle wussten, dass dem Prüfingenieur das Geld nicht zustand», sagte der Staatsanwalt. Laut Anklage kassierten sie von ihren Kunden je 100 bis 150 Euro für die Haupt- und Abgasuntersuchung. Die 27- bis 47-jährigen Männer müssen sich nun wegen schwerer Bestechung in 7 bis 197 Fällen verantworten. Allen acht Angeklagten habe das Vorgehen «eine fortlaufende Einnahmequelle von einigem Umfang und Gewicht verschafft», hieß es.

Der Fall hatte im August 2012 Wellen geschlagen. Zahlreiche Autos mussten erneut kontrolliert werden, das Verkehrsministerium schätzte die Zahl damals auf 8500 Euro. Aufgeflogen war der Prüfingenieur der kleinen Firma, weil er auch drei nachweislich unsichere Testfahrzeuge der Polizei durchgewunken hatte. Ein verdeckter Ermittler erhielt laut Staatsanwalt die Plakette nach wenigen Minuten ohne Prüfung, obwohl unter anderem das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) und die Bremsen des vorgeführten Wagens schadhaft waren.

Der Hauptangeklagte wollte sich zu den Vorwürfen zunächst nicht äußern. Für den Prozess sind nach derzeitigem Stand elf weitere Verhandlungstage bis zum 27. Februar angesetzt.