
- dpa/lsw
Stuttgart/Berlin. Baden-Württembergs Landtagspräsidentin Muhterem Aras (Grüne) hält einen verpflichtenden Deutsch-Unterricht für Kinder ohne Sprachkenntnisse vor deren Einschulung für rechtswidrig und verweist dabei auch auf ihre eigene Biografie. Die Forderung von CDU-Generalsekretär Mario Czaja komme dem Verbot von Mehrsprachigkeit im schulischen Alltag gleich und ignoriere wissenschaftliche Erkenntnisse, twitterte Aras am Mittwoch. Vielmehr hätten Pisa-Schulstudien gezeigt, dass bewusste und geförderte Mehrsprachigkeit die Bildungschancen erhöhe.
Sie selbst sei 1978 nach Deutschland gekommen und in die 5. Klasse einer Hauptschule eingeschult worden. «Ich sprach kein Wort Deutsch», twitterte Aras. «Heute bin ich Präsidentin @Landtag_BW.» Dieser Weg wäre nicht möglich gewesen, «hätten Lehrerinnen mich in Ihrem Sinne als Sprachpolizei isolieren müssen», twittere Aras in einem an Czaja gerichteten Tweet.
Der CDU-Generalsekretär hatte zuvor argumentiert, Sprache sei der Schlüssel zur Integration. «Wer sich nicht verständigen kann, wird nur schwer Teil unserer Gesellschaft», sagte Czaja der «Welt» (Mittwoch) und forderte: «Kinder, die kein Deutsch sprechen, sollten vor der Einschulung verpflichtend eine Kita oder eine Vorschule mit Sprachunterricht besuchen müssen.» Außerdem müsse in den Schulen konsequent darauf geachtet werden, dass die Kinder Deutsch untereinander sprächen. «Es geht nicht, dass auf den Schulhöfen andere Sprachen als Deutsch gesprochen werden», sagte Czaja.