Erwin Teufel steht in einem Café in Ludwigshafen am Bodensee Rede und Antwort. Foto: Kästle
Erwin Teufel beim Spaziergang mit Ehefrau Edeltraud 2004 bei Heiligenberg (Bodenseekreis). Foto: dpa-Archiv
Erwin Teufel im Zwiegespräch mit seinem Nachnachfolger Stefan Mappus (links) im Kongresszentrum Karlsruhe 2013. Foto: dpa-Archiv
Baden-Württemberg
Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel ist nur noch aktiv jenseits der Politik
  • Kathrin Drinkuth

Bodman-Ludwigshafen. Auch 14 Jahre nach seinem Ausscheiden aus der aktiven Politik legt Erwin Teufel nicht die Füße hoch. Zwei bis drei Vorträge hält der einstige Ministerpräsident Baden-Württembergs von der CDU pro Woche. Freie Zeit ist lange im Voraus geplant: „Es gibt Wochen, in denen ich keine Rede halte. Das habe ich mir dann aber vorgenommen und schon ein Jahr vorher die Woche gestrichen.“ Dazu kommen Anfragen für Interviews. Aktive Politik betreibe er aber nicht mehr, sagt der 79-Jährige.

Juckt es ihn denn nicht manchmal in den Fingern, sich zu aktuellen Themen zu Wort zu melden? „Nein“, sagt er. „Ich hatte mir schon lange vorgenommen: Wenn der Tag kommt, dann ist es mit dem Tag zu Ende.“ Es wäre unerträglich für seinen Nachfolger gewesen, wenn er sich alle drei, vier Tage zu einem landespolitischen Thema geäußert hätte. „Das wollte ich keinem zumuten. Das hätte ich so auch nicht hingenommen in meiner aktiven Zeit, dass sich einer meiner Vorgänger unnötig eingemischt hätte.“

Auch jetzt hält er es noch so: Fragen zur aktuellen Politik, etwa zur Situation der CDU im Land oder zu Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann lässt er unbeantwortet.

Der Tagesablauf des Rentners ist aber noch immer durchgetaktet: Um halb sieben stehe er auf und frühstücke mit seiner Frau, sagt Teufel. Danach gehe es entweder zu Terminen oder direkt an den Schreibtisch, um beispielsweise an Vorträgen zu arbeiten. Er habe fast alle seine Reden archiviert – bis hin zur Nummer 950. „Dadurch kann ich auf Vorträge zurückgreifen, so dass ich nicht immer das Pulver neu erfinden muss.“

Das klingt diszipliniert. „Ja. Das ist schon noch so“, sagt Teufel. „Aber wir freuen uns auch über mehr Freizeit, das ist wohl wahr.“ Seine Frau hat sich nach seinem Abgang als Ministerpräsident erst mal an die neugewonnene gemeinsame Zeit gewöhnen müssen: „Es war schon eine Umstellung“, sagt sie. „Aber ich habe mich gefreut.“

1991 wurde Erwin Teufel Ministerpräsident. Mit nur 25 Jahren war er 1964 in Spaichingen zum Bürgermeister gewählt worden. 1972 kam er in den Landtag und wurde Staatssekretär im Innenministerium, später Staatssekretär für Umweltschutz. Von 1978 bis 1991 hatte er zudem den Vorsitz der CDU-Fraktion im Landtag inne.

Seine Zeit als Ministerpräsident war auch von Fusionen geprägt: Teufel führte die beiden Rundfunkanstalten, die beiden Wohlfahrtsverbände sowie die Stromversorger EVS und Badenwerk zusammen. Auch die Verschmelzung von Landesgirokasse, Südwestdeutscher Landesbank und Landeskreditbank zur Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) fiel in diese Zeit.

CDU-Landeschef Thomas Strobl nennt Teufel einen „großen Ministerpräsidenten, überzeugten Föderalisten und leidenschaftlichen Europäer“. „Er hat Baden-Württemberg vorangebracht und geprägt. Sich mit ihm auszutauschen, ist immer wieder ein Gewinn.“

Sein Abschied als Ministerpräsident im Jahr 2005 kam dennoch nicht freiwillig: Nach parteiinternen Querelen wurde er von seiner Fraktion zur Abdankung gedrängt. Nachfolger wurde Fraktionschef Günther Oettinger. Teufels Favoritin war eigentlich Kultusministerin Annette Schavan, die Oettinger jedoch in einer Mitgliederbefragung der CDU unterlag. Heute sagt der 79-Jährige, dass er sich leicht von der aktiven Politik habe lösen können. „Ich wusste, dass ich nachher nicht in ein Loch falle. Ich habe so viele Interessen. Ich habe mich ein Leben lang im letzten Winkel meiner Freizeit für Theologie interessiert.“ Auch für Geschichte begeistert sich der Spaichinger. Nach dem Ausscheiden aus seinem Amt begann er ein Studium an der Hochschule für Philosophie in München. „Das hat mir auch Spaß gemacht.“

Der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann bekommt Lob von Teufel. Er sei sich in vielen Fragen mit ihm einig. Hätte er ihn vielleicht sogar gerne in der CDU? „Hmh. Ich meine, der Herr Kretschmann hätte bei seiner Herkunft und Einstellung in der CDU sein können.“

Auch Kretschmann fand bereits lobende Worte über Teufel: Bei der Verleihung des Ehrentitels eines Professors im Jahr 2015 sagte er: „Er hat nicht nur Politik gemacht, sondern auch über deren Grundlagen und Voraussetzungen nachgedacht.“

Teufels Wirken sei durch ein starkes Verantwortungsgefühl für das Ganze und eine große Zuneigung zum Land und seinen Menschen geprägt gewesen. „Was er tat, tat er mit Ernsthaftigkeit und Gründlichkeit, aber auch mit Fleiß und Ehrgeiz.“