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Der Gemeindetagspräsident Steffen Jäger fordert, dass Kommunen für die Finanzierung der staatlichen Aufgaben einen deutlich höheren Anteil etwa an Umsatzsteuer oder Einkommenssteuer erhalten. Das sei unumgänglich, solange es keine grundlegenden Reformen der Finanzbeziehungen zwischen Bund um Kommunen auf Bundesebene gebe, sagte er den «Stuttgarter Nachrichten» und der «Stuttgarter Zeitung».
Die Schere zwischen der Finanzausstattung und der Erfüllung von Aufgaben gehe immer weiter auseinander. Rund 90 Prozent der Südwest-Kommunen hätten bereits heute alle Rücklagen aufgebraucht. «Auf Dauer können wir strukturelle Defizite, die nicht durch kommunalpolitische Entscheidungen, sondern durch Bundes- und Landespolitik begründet sind, nicht durch Schulden finanzieren», so Jäger.
Eltern finanziell stärker fordern?
Er regte an, auch über die Kürzung von Subventionen nachzudenken. Als Beispiele nannte er die für die Jugendhilfe, die Eingliederungshilfe oder auch den Kita-Bereich. Das sei der Teil, der schon jetzt am stärksten subventioniert werde. «Wir müssen uns die Frage stellen: Welche Standards können wir uns leisten und ab wann kann eine solche Leistung auch in Anspruch genommen werden.» Man werde auch darüber nachdenken müssen, ob Eltern stärker zur Mitfinanzierung herangezogen werden müssten.
In einer Umfrage des baden-württembergischen Gemeindetags vor einigen Monaten unter ihren Mitgliedern hatten vier von fünf Befragten (81,5 Prozent) angeben, die Stärkung der Kommunalfinanzen sei die wichtigste Aufgabe, die die neue Bundesregierung sofort anpacken müsse. Das dazu gerade geschnürte Milliardenpaket sei zwar ein wichtiges Signal, sagte Jäger. «Die komplette Dramatik wird sich dadurch nicht auflösen.»
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