
- Martin Oversohl
Stuttgart. Bei Fanrandale, Demos oder beim Protest gegen die Rettungsgasse und bei nächtlichen Krawallen – immer wieder werden Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter in Baden-Württemberg Opfer von Gewalt – 2019 so oft wie seit vielen Jahren nicht. Fast 5000 Taten wurden erfasst, das sind 4,7 Prozent mehr als im Jahr zuvor und sogar 1000 Übergriffe mehr als vor fünf Jahren. In der Statistik wurden fast 11.200 Polizisten als Opfer von Gewalt erfasst – das sind mehr als 30 pro Tag. Mehr als 2200 von ihnen wurden bei den Angriffen auch verletzt.
Auch 243 Mitarbeiter des Rettungsdienstes und 122 Feuerwehrleute wurden Opfer körperlicher Angriffe. „Vor dem Hintergrund, dass sie ihre Arbeit häufig ehrenamtlich leisten, ist diese Entwicklung besonders besorgniserregend“, heißt es in dem gestern veröffentlichten Bericht.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft sieht den Grund für die Gewalt gegen Uniformierte vor allem im erhöhten Anspruchsdenken der Menschen gegenüber dem Staat. „Es herrscht eine Respektlosigkeit und ein Umgangston, der seinesgleichen sucht“, kritisierte der baden-württembergische DPolG-Vorsitzende Ralf Kusterer. „Viele sind gar nicht mehr in der Lage, in der Debatte auf Aggressivität zu verzichten“, so der gebürtige Pforzheimer.
Gleichzeitig wurde der Sicherheitsbericht für 2019 veröffentlicht. Angesichts sinkender Zahlen unter anderem bei Diebstählen und Einbrüchen zeigte sich Innenminister Thomas Strobl (CDU) dennoch zufrieden mit der Statistik. Die Zahl der Straftaten sei mit 573.813 registrierten Fällen und verglichen mit früheren Jahren ein sehr niedriger Wert. Die Präsentation der regionalen Zahlen wurde vorerst in den April verschoben.