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Nach der umstrittenen ersten Ausgabe im vergangenen Schuljahr steht auch in diesem Jahr für gut 100.000 Viertklässlerinnen und Viertklässler der Leistungstext Kompass 4 an. Am Mittwoch findet der Test im Fach Deutsch statt, am Donnerstag steht Mathematik auf dem Plan.
Der Test ist ein Kriterium der verbindlicheren Grundschulempfehlung, die für die derzeitigen Fünftklässler erstmals zur Anwendung kam. An Stelle des reinen Elternwillens steht nun ein Modell aus drei Komponenten: Lehrerempfehlung, Leistungstest und Elternwunsch. Stimmen zwei aus drei überein, gibt das den Ausschlag. Wollen die Eltern ihr Kind dennoch entgegen der Empfehlung aufs Gymnasium schicken, muss das Kind einen weiteren Test absolvieren. Verbindlich ist die Empfehlung allerdings nur für das Gymnasium.
Im vergangenen Jahr gab es um die erste Ausgabe des Leistungstests heftige Debatten. Eltern- und Lehrerverbände monierten, dass die Fragen vor allem in Mathematik deutlich zu schwer gewesen waren. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Kultusministerin Theresa Schopper (beide Grüne) hatten deswegen Überarbeitungen des Tests in Aussicht gestellt.
Fragen vorab getestet
Den diesjährigen Test hat das für die Erstellung zuständige Institut für Bildungsanalysen (IBBW) deswegen neu aufgebaut und vor allem vorab konkret getestet. 2.700 Schülerinnen und Schüler der vierten Klassen testeten Ende des vergangenen Schuljahrs an 57 Grundschulen die neuen Aufgaben des Kompass 4. Im vergangenen Jahr gab es solche Tests aus Zeitmangel nicht. Auch wurde getestet, ob die Zeit für die Lösung der Aufgaben ausreicht.
Bei den Aufgaben haben die Macher darauf geachtet, dass Teilaufgaben auch unabhängig voneinander gelöst werden können und pro Aufgabe nur eine konkrete Kompetenz abgefragt wird. Zudem sollen auch Schüler auf schwächerem Niveau Aufgaben lösen können. Rund die Hälfte der Fragen ist deswegen auf grundlegendem Niveau, je ein Viertel auf mittlerem und auf erweitertem Niveau.
Kein landesweites Grundschulabitur
Außerdem hat das Ministerium den Schulen die Durchführung des Tests etwas erleichtert. So müssen diese nicht mehr wie im vergangenen Jahr zwingend um 9.00 Uhr mit dem Test starten, sondern können das zwischen 8.30 Uhr und 9.30 Uhr tun. So will das Ministerium verhindern, dass die Schüler wegen ungewohnter Startzeiten unruhig werden und der Eindruck eines landesweiten Grundschulabiturs entsteht.
Ministerpräsident Kretschmann riet allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zur Gelassenheit. «Ich will alle beruhigen, die etwas aufgeregt da hineingehen», sagte der Regierungschef. Der Kompass 4 solle nicht aussieben, sondern sei eine zusätzliche Chance neben der pädagogischen Empfehlung der Lehrkräfte und dem Potenzialtest.
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