
- pol/tok
Freudenstadt. Dass Polizisten in voller Uniform in Gottesdiensten auftauchen und diesen dann auch vorzeitig beenden, geschieht hierzulande so selten, dass man es sich eigentlich kaum vorstellen kann. Doch die Corona-Pandemie macht es möglich – und so schauten Beamte am Sonntag in einer freikirchlichen Gemeinde in Freudenstadt vorbei, wo man sich weder an die Regeln der Corona-Schutzverordnung noch an wissenschaftliche Erkenntnisse hielt.
Nach mehreren Hinweisen aus der Bevölkerung mussten die Polizisten am Sonntag die Einhaltung der Vorschriften der Corona-Verordnung während des Gottesdienstes überwachen. Die Beamten trafen vor Ort auf rund 90 Gemeindemitglieder, die ohne Einhaltung des Mindestabstands und ohne Masken den Gottesdienst feierten. Weiterhin wurde gegen das Verbot des Gemeindegesangs verstoßen; auch Anwesenheitslisten konnte nicht vorgezeigt werden. Nachdem die Beamten die Personalien der Teilnehmer festgestellt hatten, wurde der Gottesdienst ob der massiven Verstöße beendet.
Gottesdienste als Superspreader-Event
Das könnte eine teure Angelegenheit für die Teilnehmer und den Veranstalter werden. Unverantwortlich ist es auch, wenn man sich vor Augen hält, wie die Pandemie einen grausigen Höhepunkt bei der ersten Welle im nicht allzu fernen Elsass gefunden hat, nachdem Teilnehmer eines großen, mehrtägigen kirchlichen Treffens von dort aus das Coronavirus beim linksrheinischen Nachbarn verbreitet haben. Auch in Sinsheim gab es im vergangenen Sommer ein freikirchliches Treffen, bei dem ein Virusausbruch für Dutzende von Infektionen bei den Teilnehmern und für deren Weitergabe an Dritte verantwortlich war. Unklar war damals, ob die Teilnehmer dieses Gottesdienstes nicht auch noch in anderen Gemeindetreffen die Virus-Weitergabe gefördert haben.
„Die Kontrollen im gesamten Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums werden weiter fortgeführt und Verstöße konsequent geahndet“, wie Polizeisprecherin Verena Hummel in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Pforzheim schreibt.
