Guinea-Paviane im Tiergarten Nürnberg
Paviane im Tiergarten Nürnberg: Mehrere Tiere aus der Gruppe wurden kürzlich getötet, weil der dortige Zoo nach eigener Aussage keine andere Lösung gefunden hat.
picture alliance/dpa | Daniel Karmann
Baden-Württemberg
Nach Tötung von Pavianen in Nürnberg: Karlsruher Zoo will auf Facebook aufklären

Nürnberg/Karlsruhe. Zwölf gesunde Paviane hat der Nürnberger Tiergarten am Dienstag getötet. Der Grund: Platzmangel. Auch in den nächsten Jahren werde der Tiergarten einzelne Paviane für den Erhalt der Population töten müssen – allerdings nicht in der Größenordnung wie jetzt, so Zoo-Direktor Dag Encke. Der Karlsruher Zoo hat nun am Freitag einen Facebook-Post veröffentlicht, in dem er den Menschen die umstrittene Entscheidung in Nürnberg erklären möchte.

"Die Nachrichten aus dem Tiergarten Nürnberg haben diese Woche viele Menschen aufgewühlt. Es ist einfach ein sehr emotionales Thema, wenn es um das Töten von Tieren geht, jedoch auch sehr wichtig, das Thema zu versachlichen", schreibt der Zoo. Die Entscheidung in Nürnberg sei sicher niemandem leicht gefallen. Man kenne die handelnden Personen aus dem bayrischen Tiergarten persönlich und schätze ihre Fachkompetenz.

"Auch in der Sache, eine Bestandsregulation der Paviane anzugehen und einige Tiere zur Verfütterung an Löwen und Geier zu töten, stehen wir hinter Nürnberg."

Zoo Karlsruhe auf Facebook.

Grundsätzlich sei das, was in Nürnberg gemacht wurde, vergleichbar mit dem Karlsruher Populationsmanagement bei einigen Arten. "Wir züchten etwa Wisente. Diese waren in der Natur vom Menschen ausgerottet. Zoologische Einrichtungen haben sich in einer großen Erhaltungszucht zusammengetan, um die Art zu retten." Dafür werde viel gezüchtet: Einige Tiere gingen in die Auswilderung, die übrigen würden entweder bestehende Gruppen verjüngen, an andere Zoos abgegeben – oder kämen in den Futterkreislauf.

"Auch wir sind dabei ganz offen und kommunizieren dies immer wieder transparent",

so der Zoo.

"Raubtiere fressen Fleisch. Dafür müssen Tiere sterben",

heißt es in dem Facebook-Post.

Im Karlsruher Zoo könne man mit den dort gezüchteten und zur Verfütterung getöteten Tieren etwa 20 Prozent des Fleischbedarfs der Zootiere abdecken. "Tiere aus dem eigenen Bestand sind sowohl aus Tierschutzgründen (keine Massentierhaltung, Tötung direkt vor Ort, kein Schlachthof) als auch unter klimaschonenden Gesichtspunkten (deutlich geringerer CO₂-Footprint) der konventionellen Fleischerzeugung vorzuziehen", heißt es. Und: Sie ermöglichten Ganzkörperfütterungen wie in der freien Natur. "So bekommen Raubtiere neben Fleisch und Fett auch Innereien, Knochen, Sehnen und Fell oder Federn", und das sei wichtig wegen der Nährstoffe und als Beschäftigung.

Bereits im Januar hatte der Karlsruher Zoo eine Pressemitteilung zu dem Thema veröffentlicht. "Während die Tötung charismatischer Säugetiere oft Kontroversen in den Medien auslöst, zeigen wissenschaftliche Auswertungen, dass die öffentliche Meinung ausgewogener ist. Das Töten und gegebenenfalls Verfüttern von Tieren wird von Zoogästen keineswegs generell abgelehnt", heißt es darin.

Die Tötung der Paviane in Nürnberg hatte für einen Aufschrei in den Medien gesorgt. Aus Sicht von Tierschutz- und Tierrechtsorganisationen verstößt die Tötung der Affen gegen das Tierschutzgesetz. Dass er überzählige Paviane töten wolle, hatte der Tiergarten bereits im Februar 2024 bekanntgegeben. Von Tierrechts- und Tierschutzorganisationen kam scharfe Kritik. Zuletzt waren die Proteste immer lauter geworden.

Für internationales Aufsehen sorgte vor elf Jahren die Tötung eines vollkommen gesunden Giraffenkalbs im Kopenhagener Zoo. Marius war damals als junger Bulle wegen Inzuchtgefahr getötet worden, wie die "Süddeutsche Zeitung" damals schrieb. Die tote Giraffe sei danach öffentlich, also vor Zuschauern, zerlegt worden und danach an die Raubtiere im Zoo verfüttert worden. Auf seiner Internetseite habe der Zoo ausführlich dargelegt, dass es zu der Tötung keine Alternative gegeben habe. Eine Kastration wäre grausamer gewesen und hätte "unerwünschte Folgen gehabt", hieß es laut des Medienberichts auf der Internetseite weiter. Auch eine Auswilderung in die Natur sei demnach zu riskant und von afrikanischen Ländern nicht erwünscht gewesen.

Diskussion, aber viele User haben auch Verständnis

Unter dem Facebook-Post vom Karlsruher Zoo am Freitag sind bereits nach kurzer Zeit zahlreiche Kommentare geschrieben worden – überwiegend verständnisvolle. Auch hat der Beitrag nach nur zwei Stunden bereits über 700 Daumen hoch erhalten (Stand: 12.30 Uhr).

Mit Material von dpa

Kommentar von PZ-Redakteurin Julia Falk: "Es hätte eine andere Lösung geben müssen"

"Die Argumente des Karlsruher Zoos zur Tötung der Paviane in Nürnberg sowie auch die des dortigen Tiergartens mögen sachlich und gewissermaßen auch nachvollziehbar sein. Trotzdem hätte der betroffene Zoo in Bayern eine andere Lösung finden müssen, indem er etwa noch intensiver nach einer alternativen Unterbringung für die Tiere sucht. Denn die Aktion zeigt im Kleinen den Kern eines großen Problems: Der Mensch nimmt die Natur völlig für sich ein. Und das hat nichts mit einer emotionalen Denkweise zu tun, das belegen immer wieder neue Zahlen und Daten etwa zur Veränderung des Klimas auf der Welt. Füchse und andere Wildtiere streifen auf Futtersuche durch Großstädte, aber nicht etwa, weil sie uns Menschen so gerne mögen, sondern weil wir ihnen immer mehr Lebensraum wegnehmen. Die Begegnung mit einem Fuchs mag noch harmlos verlaufen, doch in anderen Teilen der Welt sind es eben die Braun-, Schwarz- und Eisbären, die in bebaute Gebiete vordringen. Solche Tiere werden dann automatisch zum Problem (ernannt), weil Mensch und Wildtier einfach nicht dicht zusammen leben können. Die Tötung der Paviane ist deshalb zu Recht für viele nur schwer nachvollziehbar. Der Vorwurf, die Tiere erst einzusperren und gewissermaßen auszustellen und, wenn sie dann zur Last fallen, sie zu töten, mag (zu) einfach gedacht sein. Doch instinktiv bricht der Mensch hier ein von ihm hausgemachtes Problem herunter."