
- dpa/lsw/pz
Weinsberg. Nach seinem Ausbruch aus der psychiatrischen Klinik in Weinsberg im Kreis Heilbronn ist ein Patient weiter auf der Flucht. Es gebe noch keinen Erfolg, sagte eine Sprecherin der Polizei am Montagmorgen. Der Mann war auf einer offenen Station der Einrichtung untergebracht und wird seit Samstag gesucht.
Bereits vor rund zweieinhalb Wochen waren vier Männer aus einer geschlossenen Station der Klinik ausgebrochen. Die Männer, darunter drei rechtskräftig verurteilte Straftäter, gelten als gefährlich. Ein Mann wurde einen Tag nach der Flucht festgenommen, nach den übrigen Männern wird weiter gesucht. Einen Zusammenhang mit der Flucht des 40-Jährigen gebe es nicht, teilte eine Polizeisprecherin mit.


Nach Ausbrüchen: Kritik an Sicherheitsmaßnahmen in Psychiatrie
Filmreife Flucht
Patienten flüchten immer wieder aus Psychiatrien. Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg nach früheren Angaben des Gesundheitsministeriums 47 solcher Fälle. Bei 1252 Patienten landesweit sei das ein Anteil unter viel Prozent. In den geschlossenen Bereichen aller Kliniken im Südwesten prüften Sicherheitsbeauftragte die Vorkehrungen gegen Fluchtversuche regelmäßig.
Die Flucht der vier Männer vor gut zwei Wochen war filmreif gewesen. Mit einem schweren Beistelltisch drückten sie die Panzerglasscheibe des Flurfensters aus dem Rahmen. Danach seilten sie sich an aneinander geknoteten Leintüchern ab. Videoaufzeichnungen belegen, dass sich das innerhalb von weniger als 30 Sekunden abgespielt hat. Bei den Männern stand der Abbruch der Therapie bevor. Dies bedeutet, dass sie ins Gefängnis zurückgeschickt worden wären.
Das Klinik am Weissenhof in Weinsberg ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg. Es ist der Aufsicht des Landes Baden-Württemberg unterstellt und bietet psychiatrische, psychotherapeutische und psychosomatische Behandlung und Betreuung psychisch kranker Menschen in der Region Heilbronn an.


Flüchtige Straftäter aus Weinsberg im Enzkreis gesichtet? Polizei kann Gerücht nicht bestätigen
Ausbruch aus Hirsau vor zwei Jahren
Im April 2019 waren vier Strafgefangene aus dem Zentrum für Psychiatrie in Hirsau geflohen. Sie hatten zwei Pfleger gewaltsam überwältigt und eingesperrt. Die Polizei fasste damals zwei der Flüchtigen noch in der selben Nacht, die anderen zwei am darauffolgenden Vormittag. Alle vier wurden zu Haftstrafen von jeweils knapp über einem Jahr verurteilt.