Teilnehmer einer «Querdenken»-Demonstration gegen die Anti-Corona-Maßnahmen stehen auf dem Messplatz.
Uli Deck/dpa
Baden-Württemberg
"Querdenken"-Demo in Karlsruhe: Elfjährige vergleicht sich mit Anne Frank
  • dpa/lsw/juw

Karlsruhe. In Karlsruhe haben sich am Samstag bis zu 1000 Menschen bei einer "Querdenken"-Demonstration gegen die derzeit geltenden Corona-Maßnahmen versammelt. Bei dem Protest gab es laut Polizei lautstarke Diskussionen. Insgesamt sei die Veranstaltung aber friedlich verlaufen. Nach der Demo geht nun der Auftritt eines elfjährigen Mädchens im Netz viral. Sie war als Rednerin auf der Bühne, schilderte ihre aktuelle Situation und verglich sich dabei mit Anne Frank. 

Anne Frank, die durch ihr postum veröffentlichtes Tagebuch weltberühmt wurde, war 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren gestorben. In ihrem Tagebuch schilderte das Mädchen, wie sie sich jahrelang mit Todesangst in einem Hinterhaus verstecken musste, um nicht verhaftet zu werden.

"Mucksmäuschenstill"

"Wir mussten die ganze Zeit leise sein, weil wir sonst vielleicht von unseren Nachbarn verpetzt worden wären", erklärte das elfjährige Kind am Samstag auf der Bühne.

Sie beschrieb damit ihren diesjährigen Geburtstag, den sie aufgrund der Corona-Krise heimlich feiern musste. Auch Anne Frank musste damals "mucksmäuschenstill sein", so das Mädchen.

Laut mehreren Medienberichten stehen nun die Vorwürfe von Antisemitismus und Relativierung des Holocausts im Raum. Auch die Karlsruher Polizei meldete sich mittlerweile zu Wort: "Der Sachverhalt ist uns bekannt und ein solcher Vergleich ist natürlich völlig unangebracht und geschmacklos. Wir prüfen daher eine strafrechtliche Relevanz", schreiben die Beamten in einem Tweet.

"Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Liebe"

Die Versammlung der Initiative "Querdenken 721" auf dem Karlsruher Messplatz stand unter dem Motto "Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und Liebe". Das Ordnungsamt hatte für die Teilnehmer das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes vorgeschrieben, wenn der Mindestabstand von 1,50 Metern nicht eingehalten werden kann. Die Ordnungshüter ließen auch Drohnen starten, um aus der Luft die Einhaltung der Abstände zu kontrollieren. Bei der Abreise sei es erneut zu Verstößen gegen die allgemeinen Hygieneregeln gekommen:

"Insgesamt musste die Polizei in 30 Fällen einschreiten. Dabei kam es zu einer Beleidigung gegen einen Polizeibeamten", heißt es in der Abschlussmitteilung der Polizei.

Auch anderswo im Land gab es "Querdenken"-Demos, darunter laut Polizei in Lörrach, Freiburg und Waldshut.