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Im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe wird ein 1:1-Modell eines Schwertwals (Orca) gezeigt. Dieses ist Teil der Ausstellung "Wale - Riesen der Meere".

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Baden-Württemberg
Die Riesen der Meere zu Gast in Karlsruhe
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Der Orca hat sein Maul weit geöffnet. Die kegelförmigen Zähne des Schwertwals sind bis zu acht Zentimeter groß, gelblich - und nicht echt. Sie sind aus Kunststoff und wurden in die Kiefer des rund sechs Meter langen Walskeletts geklebt, auch um Trophäenjäger abzuhalten. Denn: Wale ziehen an. «Menschen haben schon immer Material von Walen gesammelt. Es waren auch Lebewesen, die in der Mythologie eine große Rolle gespielt haben. Diese Faszination hat bis ins 21. Jahrhundert überlebt», sagt Nobert Lenz, Direktor des Staatlichen Museums für Naturkunde in Karlsruhe.

Dort startet am Donnerstag die Ausstellung «Wale - Riesen der Meere». Zu sehen ist bis Ende Januar unter anderem das Skelett eines Orcas, jener schwarz-weißen Walart, die aus Free-Willy-Filmen berühmt ist. «Die Besucher sollen einen Einblick in alle Lebensbereiche von Walen erhalten», sagt der Biologe Marc Friedrich, der die Ausstellung für Karlsruhe gestaltet hat.

Die Schau beginnt bei der Entstehung der Wale: Ursprünglich waren es behaarte Tiere, Hunden ähnlich, die ihren Lebensraum in Flüsse und Seen verlagerten. «Dort haben die Tiere Schutz gesucht und neue Nahrungsgründe erschlossen», erläutert Friedrich.

Präsentiert wird die Evolution des Tieres, die Lebensweise sowie seine Anatomie. Im Mittelpunkt steht eine Fiberglas-Nachbildung eines Blauwalherzens von der Größe eines kleinen Autos, in das man durch die Hauptschlagader hineinklettern kann. Es ist dreimal so groß wie in der Natur, aber der Herzschlag klingt dumpf im Originalrhythmus: Achtmal pro Minute klopft das Herz eines Blauwales - beim Menschen rast die Pumpe mit durchschnittlich 70 Schlägen in der Minute.

Das Karlsruher Museum hat das Herz und andere Exponate vom LWL-Museum für Naturkunde in Münster ausgeliehen und zeigt sie im neuen Westflügel. Bei einigen Stationen sollen Kinder, aber auch Erwachsene zum Mitmachen animiert werden: etwa bei einer Partie «Fluken-Memory». Eine Fluke ist eine Hinterflosse - und die ist bei jedem Buckelwal einzigartig.

Bei einem anderen Spiel kann erraten werden, welche Fontäne zu welchem Wal gehört. Schräg nach vorne bläst der Pottwal das Wasser, wie ein Herz formen sich die Ausstöße von Grönlandwalen. Weltweit soll es rund 80 verschiedene Walarten geben, viele davon erkennen Experten an der jeweiligen Fontäne.

Bis zu 600 Liter Milch am Tag trinkt ein Blauwalbaby. Doch bis es heranwächst, muss es einigen Gefahren trotzen - auch aus der Umwelt. Der Themenkomplex Gefährdung und Schutz der Wale sei nach wie vor aktuell und drängend, betont Lenz. Kunststoffmüll lässt Wale verhungern, weil sie ihn mitfressen und denken, ihr Magen sei voll. Zudem werden sie immer noch von einigen Ländern gejagt. Am schlimmsten sei aber, dass sie oft als Beifang in Fischernetzen landen, sagt Biologe Friedrich. Über 300 000 Wale sollen so jedes Jahr umkommen.

Wie, wann und wo der Orca starb, der nun in der Karlsruher Schau zu sehen ist, weiß man nicht. Viele Walskelette sind schon seit hunderten Jahren im Besitz von Museen. Oft ist ihre Geschichte nicht genau dokumentiert.

Anders ist das bei einem recht jungen Objekt der Ausstellung: ein Pottwalpenis im größtmöglichen Zustand - fast zwei Meter lang. Er ist mit Kunststoff ausgegossen und gehört zu einem Tier, das 2011 in Nordfriesland strandete.