Pforzheim ist mitten im Wandel. Die Goldstadt, bekannt für ihre lange Tradition in der Schmuck- und Uhrenindustrie, richtet den Blick entschlossen nach vorn. Nachhaltige Stadtentwicklung ist ein Begriff, der viele Kommunen beschäftigt. Auch in Pforzheim wird diese mittlerweile zum gelebten Konzept. Das Ziel ist eine lebenswerte, umweltfreundliche und digital vernetzte Stadt, die auch für kommende Generationen zukunftsfähig bleibt.
Die Stadt als ein lebendiger Organismus
Städte stehen heute vor großen Herausforderungen: Klimakrise, Ressourcenknappheit, soziale Ungleichheit und vor allen Dingen ein immer dichter werdender Verkehr. Hier ist ein Umdenken erforderlich. Genau an diesem Punkt setzt die Idee der „Smart City“ an. Sie betrachtet die Stadt als lebendigen Organismus, in dem Technologie, Umweltbewusstsein und Bürgernähe miteinander interagieren.
In diesem Kontext ist es für Entscheidungsträger in Kommunen wie Pforzheim wichtig, dass diese Transformation nicht von heute auf morgen geschieht. Der angestrebte Wandel muss behutsam, aber bestimmt angegangen werden - mit kleinen, aber wirksamen Schritten.
Dazu wurde bereits 2022 eine ganzheitliche Strategie ausgearbeitet: Im Modellprojekt „Pforzheim. Gemeinsam. Smart“ werden bis 2026 verschiedene Ziele und Maßnahmen umgesetzt, um mit smarten Innovationen die Lebens- und Aufenthaltsqualität für die Menschen zu erhöhen, den Klima- und Ressourcenschutz zu verbessern und die Stadt als Wohn- und Wirtschaftsstandort zu stärken.
Grün statt Grau: Entsiegelung als zentrales Element
Ein besonders sichtbares Beispiel für nachhaltige Stadtentwicklung ist die Entsiegelung städtischer Flächen. Wo früher versiegelter Beton den Boden bedeckt hat, werden heute grüne Oasen angelegt.
Einstige Betonwüsten in begrünte Flächen umzugestalten, dient nicht nur dem Stadtklima. Es geht vielmehr um die „Smarte Regulation Urbaner Ökosysteme“, wie die Veränderungen am Pfälzer Platz in der Pforzheimer Nordstadt II zeigen. Durch die Kombination aus Begrünung, digitaler Sensorik und intelligenter Infrastruktur wurde hier ein multifunktionaler Raum geschaffen.
Das Beispiel Pfälzer Platz zeigt sehr gut Potenziale und Nutzen des Entsiegelns für eine nachhaltige Stadtentwicklung. Das gilt nicht zuletzt deshalb, weil es unterschiedliche Herangehensweisen bei der Umsetzung, Gestaltung und Nutzung der entsiegelten Flächen gibt.
Dadurch eröffnen sich für die Städte zahlreiche Möglichkeiten, um mit gezielten Maßnahmen Synergieeffekte zu erzeugen: Die begrünten Flächen helfen dabei, Überhitzung im Sommer zu vermeiden, die Biodiversität zu fördern und das Regenwassermanagement zu verbessern. Gleichzeitig steigt die Freiraum- und Aufenthaltsqualität, was sich durch die Bereitstellung von Stadtmöbeln wie Bänken und Tischen noch weiter unterstützen lässt. Mithilfe von Entsiegelungen oder Teilentsiegelungen schaffen Städte wie Pforzheim eben immer auch attraktive öffentliche Räume für die Menschen.
Digitalisierung als Hebel für Nachhaltigkeit
Was hat Digitalisierung mit Nachhaltigkeit zu tun? Eine ganze Menge. Intelligente Verkehrsleitsysteme, vernetzte Straßenbeleuchtung, digitale Bürgerbeteiligung oder smarte Gebäude – all das sind Bausteine einer Smart City. Sie ermöglichen es, Ressourcen gezielt einzusetzen, Energie zu sparen und die Lebensqualität der Bürger zu erhöhen.
In Pforzheim wird derzeit an verschiedenen Projekten gearbeitet, die genau das ermöglichen sollen. Pilotprojekte mit Sensorik zur Luftqualitätsmessung, digitale Parkraumkonzepte und die Einführung smarter Systeme zum Energieverbrauch in öffentlichen Gebäuden zeigen, dass Technologie und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen.
Bürger im Mittelpunkt: Mitmachen und Lernen
Eine gelungene Umstellung klappt nur, wenn die Bevölkerung involviert ist. Deswegen setzt Pforzheim auf Partizipation: Bürgerversammlungen, Aktionen zum Mitmachen, kleine Aufmerksamkeiten wie bei der Nikolausaktion, und Informationsveranstaltungen geben den Bürgern die Chance, eigene Ideen einzubringen und Verantwortung zu übernehmen.
Gleichzeitig ist Bildung sehr wichtig. Heutzutage spielen Umweltthemen bereits ab dem Kindergartenalter eine wichtige Rolle. Daneben sensibilisieren Angebote für Erwachsene rund um Energiesparen, Müllvermeidung oder umweltfreundliche Fortbewegung für wichtige Nachhaltigkeitsaspekte – und helfen dabei, sich im Alltag umweltbewusst zu verhalten.
Mobilität neu gedacht
Auch der Verkehr ist in Pforzheim im Wandel. Das Ziel besteht darin, den Verkehr so emissionsarm, vernetzt und bequem wie möglich für die Bürger zu gestalten. Wichtige Themen sind hier der Ausbau von Radwegen, die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs sowie Car- und Bike-Sharing-Angebote.
Wichtige Anregungen kommen dabei aus der Zusammenarbeit mit regionalen Gruppen und Verkehrsbetrieben. Individuelle Wünsche sollen mit den Zielen der Klimapolitik in Einklang gebracht werden, ohne jemanden außen vorzulassen.
Klimaschutz als Aufgabe der Stadt
Pforzheim bekennt sich ausdrücklich zum Klimaschutz auf kommunaler Ebene und versteht ihn als wichtiges strategisches Ziel. Auf dem städtischen Klimaschutzportal Klimaschutz in Pforzheim finden sich konkrete Maßnahmen, Projekte und Zielvorgaben, mit denen die Stadt aktiv hilft, Treibhausgase zu reduzieren.
Dazu gehören zum Beispiel energetische Modernisierungen, die Umrüstung der Straßenbeleuchtung auf LED oder die Nutzung erneuerbarer Energien in städtischen Gebäuden. In Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft sucht die Stadtverwaltung nach Wegen, um Energieverbrauch und Emissionen dauerhaft zu senken.
Stadtentwicklung als Gemeinschaftsprojekt
Bei einer Smart City ist der ganzheitliche Ansatz und der Blick für die Zusammenhänge wichtig. Stadtplanung, Umweltschutz, Digitalisierung und das soziale Zusammenleben werden als miteinander verbundene Teile eines großen Ganzen gesehen.
Es soll schließlich ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich die Menschen rundum wohlfühlen. Dabei machen alle mit: Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Forschung und die Bürger selbst.
Ein Blick nach vorn
Städte wie Pforzheim zeigen, wie nachhaltige Stadtentwicklung mit Tatkraft, Einsatz und Offenheit für neue Möglichkeiten konkret aussehen kann. Die Vision der Smart City ist keine Zukunftsmusik mehr, sondern dient vielmehr als Einladung, die eigene Stadt gemeinsam neu zu gestalten.

