
Ja, Weihnachten ist die Zeit der Ruhe, der Barmherzigkeit und der Nächstenliebe. Doch viele wissen nicht, dass das Weihnachtsfest vielerorts auch finstere Gestalten anlockt. Und nein, die Rede ist nicht von der gruseligen Verwandtschaft, die es in diesem Jahr ohnehin schwer hat, das Festessen zu ruinieren. Ich rede von düsteren Fabelwesen wie dem Krampus, Knecht Ruprecht oder der Hexe Befana, die für viele genauso zu Weihnachten gehören wie der Nikolaus oder das Christkind. Denn unartige Kinder werden gerne, wenn es nach einiger dieser Legenden geht, für ihr schlechtes Benehmen bestraft.
Eine Kolumne von PZ-Redakteur Maximo Gonzalez
Da bringt der Weihnachtsmann keine Playstation – oh nein. Es kommt etwa der Krampus, die Schreckgestalt aus den Bergen, und er bringt Kohle oder bestraft die Kinder auf ganz fürchterliche Weise.Das Schlimme ist: Er ist nicht alleine. In Italien hat er eine Freundin, die Hexe Befana. Diese sucht in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar die Kinder auf und urteilt über ihr Benehmen. Zugegebenermaßen hat sich die Befana in den vergangenen Jahrzehnten ziemlich gebessert und bringt nun überwiegend Geschenke und Leckereien. In Skandinavien erlebte der sogenannte Julbock einen ähnlichen Wandel. Ursprünglich lauerte die gehörnte Kreatur das ganze Jahr über im Wald und kam erst zur Adventszeit ins Dorf, um sich immer weiter den Kindern zu nähern und sie schließlich an Heiligabend auf die Hörner zu nehmen, falls sie unartig waren. Heutzutage hängen Julböcke an jedem Weihnachtsbaum in Schweden, Dänemark oder Norwegen. Übrigens: Jedes dieser Fabelwesen hat ein Äquivalent in Deutschland. Der Krampus-Brauch ist hierzulande nicht unbekannt. Hier wird er auch oft „Bartl“ genannt. Die Hexe Befana soll im Grunde nichts anderes als die Frau Holle sein, der man in Italien wohl einfach eine abgefahrene Geschichte dazugedichtet hat. Und der Julbock entspringt ursprünglich ebenfalls der germanischen Religion und hört auf den Namen „Habergeiß“.
Es gibt jedoch Kreaturen, bei denen man froh sein kann, dass wir in Deutschland von ihrer Legende verschont geblieben sind. Dazu gehört die Riesin „Gryla“ aus Island, die an Weihnachten Kinder kocht. In Amerika wiederum hat man im Laufe der Jahre neue Weihnachtsmonster kreiert, die nun fester Bestandteil der dortigen (und unserer) Pop-Kultur sind. Die Rede ist etwa vom Grinch, von den Gremlins oder, wie könnte man ihn vergessen, von dem auf Dickens zurückgehenden Geist der vergangenen Weihnacht. Ich bin jedoch überzeugt, dass in diesem Jahr die Weihnachtsschurken wohl ein Auge zudrücken – bei jedem von uns.