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Nach EU-Recht muss bis Ende 2026 jeder EU-Mitgliedsstaat eine Wallet für digitale Ausweise bereitstellen.
Monika Skolimowska/dpa
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Wirtschaft will die digitale Brieftasche vorantreiben

Mehr als 75 Unternehmen wollen die Einführung der europäischen digitalen Brieftasche (EUDI-Wallet) in Deutschland beschleunigen. Gemeinsam mit dem Branchenverband Bitkom und dem Bundesdigitalministerium unterzeichneten sie eine entsprechende Absichtserklärung. Anlass ist der Gipfel für europäische digitale Souveränität in Berlin, der von Deutschland und Frankreich initiiert wurde.

Digitale Brieftasche kommt 2026 (oder doch erst 2027)

Die Europäische Union führt die «European Digital Identity Wallet» (EUDI-Wallet) ein, um EU-Bürgern eine elektronische Identität zu bieten und den Zugang zu Online-Diensten zu vereinfachen. Nach EU-Recht muss bis Ende 2026 jeder EU-Mitgliedsstaat eine Wallet für digitale Ausweise bereitstellen. In Deutschland ist ein stufenweiser Ausbau des Funktionsumfangs ab Anfang 2027 geplant.

Das EUDI-Wallet ermöglicht es Europäern, ihre Identität sowohl online als auch offline zu authentifizieren und elektronisch rechtsgültige Signaturen zu geben. In diesem digitalen Speicher können wichtige Dokumente wie Personalausweis, Führerschein und Krankenkassenkarte direkt auf dem Smartphone abgelegt und europaweit genutzt werden.

Feedback der Wirtschaft berücksichtigen

In dem Memorandum of Understanding kündigen die Unternehmen an, ihre Prozesse rasch auf die Nutzung der EUDI-Wallet umzustellen. Das Digitalministerium will die Erfahrungen der Wirtschaft in den Umsetzungsprozess einfließen lassen. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst erklärte, die digitale Brieftasche sei mehr als eine App «Mit der EUDI-Wallet schafft Europa eine gemeinsame Infrastruktur für den digitalen Rechtsverkehr. Sie sichert Identität, Authentifizierung und Verifikation digitaler Nachweise – auf Basis einheitlicher Standards und über Grenzen hinweg.»

Bundesdigitalminister Karsten Wildberger (CDU) sagte: «Die EUDI-Wallet ist ein wichtiger Baustein, damit unser Land digital souveräner, effizienter und bürgernäher wird.» Ihm sei besonders wichtig, mit dem Start der EUDI-Wallet attraktive Anwendungsfälle bereitzustellen, die den Bürgerinnen und Bürgern einen echten Mehrwert bieten. «Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft garantiert Verlässlichkeit und Planbarkeit für beide Seiten.»

Wofür kann man EUDI-Wallet nutzen?

Mit der digitalen Brieftasche nach europäischem Recht können sich Bürger beispielsweise bei einem Behördenportal ohne große Papierunterlagen registrieren. Möglich ist auch, ohne ein aufwendiges Video-Ident-Verfahren ein Konto bei einer Bank zu eröffnen oder sich bei einem Online-Dienst ein neues Konto anzulegen. Denkbar ist auch die Nutzung der EUDI-Wallet zur Vorlage von Bildungs- und Berufsqualifikationen bei Arbeitgebern oder Universitäten – digital, sicher und über Grenzen hinweg. Kernfunktion der digitalen Brieftasche ist die Speicherung und das Teilen amtlicher Dokumente wie Personalausweis, Führerschein oder Aufenthaltsnachweis in der App.

Viele Firmen wollen abwarten

In einer repräsentativen Umfrage wollte der Branchenverband Bitkom wissen, wie die Wirtschaft über die digitale Brieftasche denkt. Das Ergebnis: Das Interesse an einer Wallet-Lösung ist groß. 82 Prozent der Unternehmen ab 20 Beschäftigten in Deutschland planen, die EUDI-Wallet künftig zu nutzen. 13 Prozent haben sich mit dem Thema noch nicht beschäftigt und nur 2 Prozent wollen die EUDI-Wallet nicht verwenden. 

Von den Unternehmen, die die Wallet nutzen wollen, haben erst 4 Prozent erste Schritte für den Einsatz unternommen, weitere 4 Prozent wollen damit noch in diesem Jahr beginnen und 45 Prozent im kommenden Jahr. Drei Viertel (75 Prozent) wollen jedoch zunächst abwarten, welche Erfahrungen andere mit der EUDI-Wallet machen.

© dpa-infocom, dpa:251118-930-307021/1

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