Der Einfluss Künstlicher Intelligenz in unserer Gesellschaft wächst - mit allen Chancen und Risiken. Der Begriff «KI-Ära» ist daher aus Sicht der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) das «Wort des Jahres» 2025. Künstliche Intelligenz spiele inzwischen in allen Lebensbereichen eine Rolle, sagte der GfdS-Vorsitzende Jochen Bär in Wiesbaden. Unter anderem werde die Technologie zunehmend zum Erstellen von Texten genutzt - mit nachhaltigen Auswirkungen auf die deutsche Sprache.
KI reproduziere Mainstream, auch gedanklich, warnte der Sprachwissenschaftler. Beim Sprachgebrauch könne dies dazu führen, «dass wir intellektuell stagnieren könnten», sagte Bär. «Das ist ein Problem.» Demgegenüber stünden aber auch gute Chancen, etwa in der medizinischen Diagnostik. «Der Begriff KI-Ära ist kurz, verständlich und emotional aufgeladen», ergänzte GfdS-Geschäftsführerin Andrea Ewels.
Trump-Lieblingswort auf Platz zwei
Auf den zweiten Platz setzte die wissenschaftliche Jury den Ausdruck «Deal», eines der Lieblingswörter von US-Präsident Donald Trump. «Er nutzt das Wort für Handels-, Zoll- oder Außenabkommen, die er als Erfolge präsentiert», erläuterte Ewels. Für seine Anhänger signalisiere er damit Tatkraft; Kritiker sähen Oberflächlichkeit und Show.
Anglizismen in der deutschen Sprache seien seit vielen Jahren ein Thema, sagte Bär. Die Kritik daran gehe nach seiner Einschätzung etwas zurück. «Der englische Einfluss auf die deutsche Sprache geht nicht gerade zurück, das dauert noch einige Zeit.»

Auf Platz drei der «Wörter des Jahres» landete «Land gegen Frieden». Der Ausdruck steht für die Forderung, dass die Ukraine Gebietsverluste an Russland akzeptieren muss, um einen Friedensvertrag zu erreichen.
Das «Sondervermögen» folgt auf Platz vier. Die Bundesregierung hatte dieses Jahr ein 500 Milliarden Euro schweres, schuldenfinanziertes «Sondervermögen Infrastruktur und Klimaschutz» beschlossen. Es soll die Wirtschaft ankurbeln. Von Kritikern werde auch der Begriff «Schuldenbooster» genutzt, ergänzte Bär.

Auf den weiteren Plätzen finden sich unter anderem «Wehrdienst-Lotto» (5) mit Bezug zu dem Vorschlag, per Los über eine mögliche Wehrpflicht junger Männer zu entscheiden, sowie das Adjektiv «klimamüde» (9), das ein schwindendes Interesse am Klimaschutz ausdrückt.
Auf dem letzten Platz steht «Vertiktokung». Immer mehr überwiegend junge Menschen seien auf der Kurzvideoplattform Tiktok unterwegs und holten sich dort ihre Informationen, sagte Bär. Der Begriff «Vertiktokung» zeige zudem das Potenzial der deutschen Sprache, unbegrenzt neue Wörter bilden zu können.
Häufigkeit ist nicht entscheidend
Die Jury hatte für die Rangliste aus insgesamt zehn Begriffen mehrere Tausend Vorschläge aus Medien und Einsendungen gesichtet. «Die Wörter des Jahres wählen wir nach klaren Kriterien aus: Sie müssen gesellschaftlich relevant sein, zentrale politische und gesellschaftliche Debatten widerspiegeln und sprachlich auffallen», erläuterte Ewels. «Entscheidend ist nicht, ob ein Begriff besonders häufig vorkommt, sondern ob er das Jahr besonders prägnant abbildet – in seiner Stimmung, seinen Konflikten und seinen öffentlichen Diskussionen.»
Die GfdS ist eine politisch unabhängige Vereinigung zur Pflege und Erforschung der deutschen Sprache. Das «Wort des Jahres» wurde von ihr erstmals 1971 und seit 1977 regelmäßig gekürt. Die Jury setzt sich aus Sprachwissenschaftlern und Medienexperten zusammen.
Dieses Jahr sei die Auswahl besonders schwierig gewesen, sagte Bär. «Nicht deshalb, weil wir kein besonders gutes Wort gefunden hätten, sondern weil wir so viele Wörter gefunden haben.»
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