Unter anderem mit diesen Inhalten wurde die Kulturhauptstadt-Bewerbung dem Gemeinderat vorgestellt. Derzeit arbeitet ein Team an einer Präsentation, die Mitte Oktober im Europäischen Haus in Berlin gehalten werden soll. Grafik Stadt Pforzheim
Kultur
Aufbruchstimmung unter Kulturhauptstadt-Motoren hält weiterhin an
  • Michael Müller

Pforzheim. In der Kürze liegt bekanntlich die Würze. Ganze fünf Minuten hat die Delegation aus Pforzheim und der Region am 15. und 16. Oktober Zeit, wenn sie sich nach einem Workshop bei einem Info-Tag der Kulturstiftung der Länder in Berlin öffentlich präsentiert – neben anderen Bewerberstädten wie Schwerin und Chemnitz.

Die Stiftung und die Kultusministerkonferenz haben den Wettbewerb „Kulturhauptstadt Europas 2025“ nun offiziell ausgeschrieben. Derzeit sind die Stadt, Mitarbeiter des Kulturamts und Ornamenta-Büros mit einem Team um die von Unternehmer Wolfgang Scheidtweiler angeführte Sponsorengruppe dabei, die Kurzpräsentation zu erstellen. Ihre Inhalte sollen vorher nicht veröffentlicht werden, sagt Kulturbürgermeisterin Sibylle Schüssler.

Doch nicht nur aus diesem Grund herrscht Aufbruchstimmung: „Wir müssen uns gemeinsam auf den Weg machen, unsere Kräfte und Ressourcen bündeln.“ Das ist die wichtigste Erkenntnis, die Schüssler aus dem Treffen mit dem Jury-Vorsitzenden Ulrich Fuchs – wir berichteten – gewonnen hat. Auch von den Regionen sei das Signal gekommen, die Bewerbung als gemeinsames Projekt zu begreifen. Und es soll nicht nur in Berlin für die Kulturhauptstadt geworben werden: Ende Oktober seien Veranstaltungen in Pforzheim und Nagold geplant, um Bürger, Vereine und Unternehmer über die Pläne zu informieren. Außerdem feile das Team neben Struktur und Aufteilung der Bewerbung auch an einem Leitbild. Grundlage seien die Themen Integration, Identität und Stärkung des Wir-Gefühls. Das seien die ersten Überlegungen, sagt die Kulturbürgermeisterin.

„In Berlin wollen wir bei einem ersten Aufschlag Stadt und Region positiv präsentieren und das Interesse für die anstehende Bewerbung wecken“, sagt Schüssler. Es sei im Gespräch, dass Oberbürgermeister Peter Boch dies übernimmt. Das bestätigt Wolfgang Scheidtweiler. Die Vorarbeiten der Präsentation habe sein Team als sehr gut bewertet. Scheidtweiler betont aber, dass sie keinen Einfluss auf den potenziellen Zuschlag zur Bewerbung hat. Einigkeit bestehe auch darüber, dass die Stadt bei der Bewerbung keinerlei Kosten zu erwarten hat und die Sponsoreninitiative dies trägt.

Mit Blick auf die Zukunft versprüht Scheidtweiler Optimismus: „Warum nicht hoffen, dass es der Stadt 2020 oder später bessergeht und der Haushalt nicht mehr so knirscht?“. Beim Geldsparen geht der Brauhaus-Chef mit gutem Beispiel voraus. So übernimmt er, wie berichtet, die städtische Eislaufhalle. Zudem habe er ein Angebot entwickelt, bei dem sich der Zuschussbedarf fürs CongressCentrum (CCP) halbiere. Der Gastronomie-Unternehmer spricht von etwa einer halben Million Euro. Und was die Bedenken der geförderten Kultureinrichtungen angeht, entgegnet er: „Wenn man sich beworben hat und den Kulturhaushalt reduziert, sind wir raus aus der Nummer.“ Positiv gewendet: „Wenn wir uns bewerben, hätten die Einrichtungen die Garantie, bis 2025 keine Kürzungen befürchten zu müssen.“

Nun sei er gespannt, welchen Trend die am Samstag anstehende Haushaltsklausur des Gemeinderats erkennen lasse. Eine seiner Befürchtungen: alles abzublasen, was nicht die Bäder betrifft. „Auch wenn der Gemeinderat jetzt keine Möglichkeiten sieht, soll er bitte nicht die Tür zuschlagen“, so sein Plädoyer vor dem Hintergrund der neuen Gremiumswahlen im kommenden Jahr. „Die Kulturhauptstadt kann auch Thema für den Wahlkampf werden.“

Scheidtweiler ist jedenfalls zuversichtlich. Allein beim Beschäftigen mit der Kulturhauptstadt seien „viele tolle Ideen aufgekommen, die nichts kosten“. Zudem führe er mit einigen Architekten dieser Tage Gespräche über ein Projekt, ohne beim jetzigen Stand Konkretes verraten zu wollen.