Sucht häufig den Blickkontakt zu Dirigent und Orchester: der virtuose Pianist Bernd Glemser. Foto: Bechtle
Kultur
Ausnahmepianist Bernd Glemser glänzt beim Sinfoniekonzert im CCP
  • Anita Molnar

Pforzheim. Eine Sinfonie mit dieser Länge und Klanggewalt bleibt nicht ohne Nachwirkung. Mehr als doppelt so lang wie Beethovens Fünfte, aber genau so lang wie dessen Neunte ist Anton Bruckners Vierte in Es-Dur mit dem Beinamen „Die Romantische“. Als das monumental-pompöse Werk mit seinen explosionsartigen Entladungen sowie intimen Momenten nach gut 70 Minuten im CongressCentrum verklingt, ist eine gewisse Erschöpfung zu spüren – bei den Musikern der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, dem Hausdirigenten des Theaters Pforzheim, Markus Huber, und bei den zahlreichen Konzertgästen.

Ein Höchstmaß an Konzentration und Hingabe ist dem Riesenorchester und Leiter gelungen. Und so ist der bald einsetzende, teils stehende Applaus allzu verdient.

Doch ganz von vorne: Das vierte Sinfoniekonzert des Theaters beginnt mit der selten zu hörenden und energisch angegangenen Ouvertüre zu der heroisch-romantischen Oper „Euryanthe“ von Carl Maria von Weber. Schon hier zeigt sich der Bezug zur Natur, der Einsatz von donnernden Blechbläsern. Dramatisch aufwühlende Tutti stehen neben leisen Tönen. Zwischen Weber und Bruckner erklingt Ludwig van Beethovens erstes Klavierkonzert C-Dur op. 15 – mit einem Solisten, der vermutlich so viele in den Konzertsaal gelockt hat: Bernd Glemser. Der Weltklassepianist, der seit 2006 regelmäßig als „Artist in Residence“ bei den Klosterkonzerten Maulbronn wirkt, spielt zum vierten, fünften Mal an Hubers Seite.

Was auffällt, ist der Blickkontakt, das genaue Zuhören und Reagieren. Glemser schaut immer wieder zum Orchester, scheint abzuwarten, was und wie der große Partner agiert. Ein herrlich intensives und wechselseitiges Zusammenspiel ergibt sich daraus. Freilich besticht Glemser nicht zuletzt durch seinen faszinierend leichtläufigen Anschlag, seine funkelnde Rasanz und Eleganz. Berauschend-virtuos und zauberhaft gestaltet er sein Solo, lässt auch mal ein filigranes Detail in der Schwebe – um mit Kraft und Perlenglanz davonzurauschen. Im stimmungsvollen Largo zeigt sich das Miteinander in feinsinnigen Dialogen mit Klarinette oder Horn, im spritzigen Finale setzt Glemser teils schnippische Akzente.

Enorme Klangwucht

Es folgt eine hochpoetische Zugabe des Solisten mit Rachmaninoffs Prelude op. 32, Nr. 5 in G-Dur – und eine eifrig besuchte Autogrammstunde im Foyer. Der 70-minütige Bruckner steht noch bevor, ein Werk, das der religiöse und naturverbundene Österreicher 15 Jahre lang bearbeitet hat. Mystisch beginnt der erste Satz, mit einem markanten Horn-Ruf über leisem Streichertremolo. Eine monströse Steigerung mit lärmendem Blech lässt wie noch oft in dieser Stunde den Atem anhalten. Doch so schnell wie die Klangmasse kommt, ebbt sie wieder ab, beginnt von neuem. In den stillen Passagen treten die Streicher und Holzbläser hervor. Das unruhig-dunkle Finale wirkt an mancher Stelle etwas langatmig. Doch im Gedächtnis bleibt die enorme Klangwucht.

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