Prima eingespielt, mehrstimmiger Gesang als Qualitätsmerkmal: Volker Hinkel, Peter Freudenthaler, Thorsten Kiefer, Dirk Blümlein, Gabriel Holz und Jan Hees (von links). Foto: Tilo Keller
Leidenschaftlicher Auftritt: Frontmann Peter Freudenthaler geht vor dem Publikum gerne mal auf die Knie und singt Ohrwürmer ohne Ende. Foto: Tilo Keller
Kultur
Ausverkauftes Heimspiel: Fools Garden im Kulturhaus Osterfeld
  • Michael Müller

Pforzheim. Musik, die Herz und Seele berührt: Fools Garden beherrschen das Kunststück, handwerklich gut gemachten, aufs Wesentliche reduzierten Pop so unangestrengt und entspannt daherkommen zu lassen, als wäre das die leichteste Sache der Welt. Am Samstagabend haben mehr als 350 Besucher beim Heimspiel der Pforzheimer Band ihr Gute-Laune-Ticket gezogen. Trotz häufig mitschwingender melancholischer Note in den Kompositonen, steckt die Spielfreude der sechs Musiker im ausverkauften Großen Saal des Kulturhauses Osterfeld einfach an.

In ihrem 28. Jahr klingen Fools Garden so ausgereift wie ein guter Whisky: vielseitig, geschmackvoll geerdet und mit klassisch-zeitlosen Qualitäten. Sphärische, elektronische Sounds schieben das Publikum sanft ins Konzert. Nach dem pulsierenden „Still Running“ sorgt die Ballade „I Burn“ für Gänsehaut pur. Es soll nicht das letzte Mal sein. Sänger Peter Freudenthaler umfasst das Mikrofon mit beiden Händen und treibt seine Stimme treffsicher in weite Höhen. Sie klingt klar und frisch wie eh und je. Bei einem Konzert in der Heimat steht er stets besonders unter Adrenalin. „Wenn du es in Hamburg verkackst, bist du am nächsten Tag weg. Aber hier, da triffst du die Leute am nächsten Tag beim Bäcker oder Metzger wieder“, sagt er. Mit derlei Moderationen sammelt der bodenständige 55-Jährige viele Sympathiepunkte. Er reißt ein paar Zoten, plaudert von weißweingeschwängerten Songschreibewochen und erzählt Anekdoten über die Entstehung einzelner Titel. Etwa, wie nach einem Konzert in der Pfalz, bei dem die Band offenbar fehlplatziert und falsch gebucht war, das witzige „Save The World Tomorrow“ entstand. Nach dem Frusterlebnis also besser mal die Welt retten. Dabei wird der Ironiemodus angeknipst, das Publikum darf kollektiv den Stinkefinger in Luft strecken. Ein sehr intensiver Moment dagegen, als Freudenthaler ein Gedicht aus Hermann Hesses „Glasperlenspiel“ rezitiert. Es sei Inspiration für den Titel „New World“. Die mutmachende Botschaft des Sängers: „Man kann jeden Tag von Neuem anfangen – egal, was gestern war.“

Die Band spielt die Uptempo-Nummer „Innocence“, „Boys“ in bester Britpop-Tradition, „High Again“ mit seiner wunderschönen Hookline, „Shame“ mit Synthie-Streichern, Klassiker wie „Wild Days“, der Mitte der 1990er-Jahre einen C&A-Werbespot untermalte, und Ohrwürmer wie „Suzy“, samt Supertramp-Querverweis im Intro und furiosem Rock-Finale. Natürlich auch „Lemon Tree“. Ob es ihn nicht nervt, den Gassenhauer zu singen? Freudenthaler berichtet von einem Video, das ihn jüngst erreichte. Eine chinesische Schulklasse habe den Titel in den USA als Ständchen gesungen. „Solange solche wunderbaren Dinge passieren, sicher nicht“, sagt er.

Luftig-leichte Melodien

Die Band ist nach vielen Auftritten 2018 prima eingespielt. Thorsten Kiefer sorgt für den Klangteppich. Jan Hees bildet am Schlagzeug das rhythmische Fundament. Bassist Dirk Blümlein, Gitarrist Gabriel Holz und Produzent Volker Hinkel spielen sich immer wieder gegenseitig an und überzeugen mit mehrstimmigem Gesang – ein echtes Fools-Garden-Qualitätsmerkmal, nebst dieser luftigen Leichtigkeit ihrer eingängigen Melodien und tollen Harmonien. Die Zuschauer sind voll dabei, singen munter mit, schießen Fotos, erklatschen sich Zugaben wie „It Can Happen“ und „Rise And Fall“. Nach gut zwei Stunden stehen alle im Saal. Freudenthaler ist sichtlich gerührt ob der Wärme und Euphorie des heimischen Publikums. Und das geht garantiert mit guter Laune nach Hause.

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