Ausstellung lauschen Raphael-Kirche
Seit 2005 bei jeder Gemeinschaftsausstellung dabei: die 90-jährige Christa Schlunk, hier mit zwei ihrer Werke. Das rechte zeigt die kristalline Winterwelt
Foto: Meyer
Kultur
Bilder, die miteinander ins Gespräch kommen: Ausstellung in der Raphael-Kirche zeigt 41 Werke von 17 Künstlern

Pforzheim. Das Besondere an einer Gemeinschaftsausstellung: Werke ganz unterschiedlicher Menschen, Stilrichtungen und Lebenshintergründe finden an einem Ort zusammen, gehen eine Symbiose ein und treten in Dialog miteinander. Dem Betrachter eröffnen sich dadurch neue Möglichkeiten der Rezeption, weil er nicht mehr nur auf einen Künstler fokussiert ist, sondern die Bilder automatisch in Bezug zu den anderen setzt. 

Wunderbar zu erleben ist das ab Sonntag, 8. Dezember, in der Raphael-Kirche. Unter dem Titel „...lauschen...“ lädt Kuratorin Monika Ziemer wieder zu einer Ausstellung von professionellen und nicht-professionellen Künstlerinnen und Künstlern, – darunter acht Maler, die nicht aus der Gemeinde sind – in die Turnstraße ein.

„Lauschen beschreibt die Überwindung von Distanz, aber auch eine gesteigerte Aufmerksamkeit“,

erklärt Ziemer. „Es ist der erste Akt vor der Geburt und der letzte vor dem Sterben.“ So findet sich in einer Ecke eine überdimensional große, grüne Ohrmuschel aus Papiermaché, in der ein Säugling schlummert. Unter den 41 Exponaten sind viele Bilder, die sich an der Grenze zum Gegenständlichen bewegen. Manuel Grosses fein skizzierte „Faces“ etwa zeigen schemenhafte Gesichter, die forschend und mit großen Augen aus dem Rahmen herauszublicken scheinen als wollten sie dem Betrachter zuflüstern: „Hol mich hier raus.“

Eine ganz andere Herangehensweise zeigt die Künstlerin Evelyn Taylor-Kopp, die extra für die Ausstellung ein Bilder-Trio geschaffen hat. Die kleinformatigen Werke mit dem Titel „Eingeflüster, careless whisper“ zeigen verspielte und zugleich strukturierte Formen, die auf den ersten Blick nicht zu erfassen sind. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man eine mit Bleistift gezeichnete und mit jedem Bild stärker durchbrochene Frauengestalt, der etwas ins Ohr geflüstert wird. Den Effekt erzielt die Künstlerin mit der von ihr erfundenen Tesakopie: Von der Originalzeichnung zieht sie mit Tesafilm Spuren ab und klebt diese neu zusammen, so dass etwas ganz Neues entsteht. Daneben haften Geschenkpapierschnipsel, und Bleistift-Späne, die wie kleine Schmetterlinge aussehen.

„In meinen Bildern zeige ich Bruchstücke aus dem Alltag, die jeder wiedererkennt“,

beschreibt die Künstlerin ihre Arbeiten. Es gehe um Erinnerungsfetzen, aber auch „um unseren Teil im Gesamtgefüge der Welt“.

Ausstellung lauschen Raphael-Kirche
Evelyn Taylor-Kopp verarbeitet Erinnerungen, aber auch Aktuelles.
Foto: Meyer

In ein wahres Farbparadies lädt die 90-jährige Malerin Christa Schlunk ein, die ihre Bilder bereits seit knapp 20 Jahren in der Gemeinschaftsausstellung zeigt. Ihr in der Anthroposophie verhafteter Stil saugt den Betrachter förmlich ein.

„Ich gehe von Farbstimmungen aus und meditiere mich da hinein, dann schaue ich, was mir entgegenkommt“,

erklärt sie ihre Kunst. In Bezug auf das Thema „...lauschen...“ sticht eines ihrer Bilder besonders hervor: Es zeigt eine abstrakte Winterimpression. Sofort entsteht die Assoziation von Eiskristallen, die man förmlich aus dem Bild heraus klirren hört. Auf einem anderen lodern rote und gelbe Flammen hervor, die erst einmal nichts Bedrohliches an sich haben. Erst wenn man weiß, dass es um den Luftangriff auf Pforzheim 1945 geht, entfaltet das Bild seine eigentliche Wirkung, die aber zugleich auch Hoffnung vermittelt.

Ausstellung lauschen Raphael-Kirche
Kind im Ohr: Werk ohne Titel der Künstlerin Petra Huber.
Foto: Meyer

„...lauschen...“ eröffnet am Sonntag, 8. Dezember, um 11.30 Uhr, mit einer Vernissage in der Raphael-Kirche/Die Christengemeinschaft, Turnstraße 5. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 22. Februar. Öffnungszeiten: Dienstag, 15–16.30 Uhr, Donnerstag, 12–13 Uhr, und nach telefonischer Absprache: (0 70 44) 4 81 17.

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