
Pforzheim. Wer sich an den Feiertagen weihnachtliche Unterhaltung jenseits ewig gleicher Last- und Merry-Christmas-Songs wünschte, der war beim Glanzlichter-Abend des Theaters Pforzheim bestens aufgehoben. Das Programm der beliebten – und seit langem ausverkauften – Veranstaltung war eine bunte Mischung aus Nummern der laufenden Spielzeit, beliebten und bekannten Opern- und vor allem Operettenmelodien, einem Schwenk in Richtung Wiener Neujahrskonzert und etwas amerikanischem „Merry Christmas“ abseits ausgetretener Pfade. Letzteres trug Lilian Huynen bei. Ihr Partner Klaus Geber, mit dem zusammen sie den Abend moderierte, hatte dafür einige weihnachtliche Songs im Gepäck.

Glanzlichter-Abend des Theaters Pforzheim
Auf der festlich geschmückten Bühne hatte die Badische Philharmonie Platz genommen, und überzeugte unter der Leitung von Philipp Haag mit differenziertem und transparentem Spiel, angenehm dezenter Dynamik und gepflegtem Gesamtklang. Gelungener Auftakt die munter perlende Ouvertüre zu Rossinis „Aschenputtel“ (La Cenerentola), nach der Pause temperamentvoll-brausend die Ouvertüre zur Oper „Ruslan und Ljudmilla“, das wohl bekannteste Stück von Michail Glinka. Die leichtlebig-eleganten „Rosen aus dem Süden“ von Johann Strauß hätte man sich etwas leichtfüßiger wünschen können.
Jay Alexander trägt Loriot vor
Der Stargast des Abends, Publikumsliebling Jay Alexander, sorgte zunächst mit einem mutigen Beitrag – Loriots makabrem „Advent“-Gedicht – für Lacher, interpretierte dann aber zusammen mit dem Opernchor ganz weihnachtlich ernsthaft Mendelssohn Bartholdys „Freut euch Menschenkinder“, wobei er mit seinem angenehm weichen Tenor etwas gegen den auftrumpfenden Chor-Tenor ansingen musste. Die Qualität seiner Stimme konnte man dann nochmals bei „Träume unterm Christbaum“ von Robert Stolz zusammen mit dem in weihnachtlichem Rot gewandeten Damenchor genießen.

Die Herzen erobert
Drei Sopranistinnen in festlichen Roben eroberten sich schnell die Herzen des Publikums: Mit der Strahlkraft ihrer Stimme Stamatia Gerothanasi als Puccinis Mimi aus „La Bohème“, mit virtuosen Koloraturen und sicherer Höhe Anna Gütter als Juliette mit „Je veux vivre“ aus Gounods „Roméo et Juliette“ und sanfter, verträumter und sehr lyrisch Elisandra Melián mit der Arie „Strahlender Mond“ aus Künnekes „Der Vetter aus Dingsda“. Im zweiten Teil sangen Gerothanasi und Gütter außerdem das Duett „So wollen wir uns denn verbünden“ aus „Wiener Blut“ von Johann Strauß. Melián war zusammen mit dem Chor mit dem zarten „Vilja-Lied“ aus Lehárs „Lustiger Witwe“ zu erleben.

Mit seiner geradlinigen Stimmführung wusste Tenor Philipp Werner mit Paul Linckes beliebtem Operettentitel „Wenn auch die Jahre enteilen“ zu gefallen. Viel Beifall erhielt er zusammen mit Stamatia Gerothansi für das Duett „Mädchen gibt es wunderfeine“ aus Kálmáns „Csárdásfürstin“.
Und dann heizte die schmissige „Tritsch-Tratsch-Polka“ von Johann Strauß, gesungen (und dargestellt) vom Opernchor, die Stimmung so richtig an. Das Ensemble-Stück „Tanzen möchte‘ ich-Tausend kleine Engel“ aus Kálmáns „Csárdásfürstin“ setzte das funkelnde Schluss-Glanzlicht.

Feierliche Atmosphäre breitete sich beim gemeinsamen Singen mit dem Publikum von „Stille Nacht, heilige Nacht“ aus. Die – unbeabsichtigt oder inszeniert – etwas improvisiert wirkende Zugabe stachelte die Begeisterung noch mehr an. Szenen- und langer Schlussapplaus für einen amüsanten Weihnachtsabend im Theater.