
Pforzheim. Mit sphärischen Klängen aus dem Lautsprecher wird der Auftritt von Comedian Stefan Reusch eingeläutet: Und da ist er auch schon mit „Reusch rettet die Welt“.
Unter diesem progammatischen Motto steht der Abend in der Stadtbibliothek, die zum 125. Jahr ihres Bestehens im Auftritt des Comedian einen ihrer Höhepunkte hat, wie es mit Festprogramm so heißt. Und zu retten gibt es derzeit vieles auf dieser Welt, dem der Mann mit seinem Superman-T-Hemdchen nachkommen möchte – „und zwar zügig“.
Wobei der Einstieg mit einem Billigheftchen vom Kiosk über die etwas fragwürdige Doko-Soap-Darstellerin Daniela Katzenberger gleich mal reichlich schlapp ausfällt. Das kann ja heiter werden, denkt sich der Schreiber, zumal der Themenwechsel zu den arg gebeutelten Sozialdemokraten auch nicht gerade ein Volltreffer ist: „Kennt denn eigentlich noch einer die SPD?“, lautet die schon etwas abgefitschelte Frage.
Zumindest das einläutende Versprechen wird dann prompt umgesetzt. Im Parforce-Ritt werden die Klassiker von Kabarett und Comedy abgearbeitet: der überaus dankbare Trump samt seinem Pendant aus Nordkorea oder das unsterbliche Stuttgart 21: unterirdisch ein Bahnhof, drüber am besten ein Bordellviertel. „Unterm Strich geht es dann Stuttgart gut“. Und weiter geht’s mit der großen Rettungsaktion: Katalonien an Deutschland anschließen, das hätte auch mit „Malle“ schon ganz gut geklappt.
Doch auch die Damen und Herren im Publikum, die eine gewisse Vorliebe für Gereimtes und Schlüpfriges haben, sollten auf ihre Kosten kommen. Uschi (Glas), reimt sich bekanntlich auch auf Sushi, und das es die ewig junge Bayerin im Omi-Alter halt gern ein wenig rau und roh mag.
Und was wäre ein solcher Abend ohne die ewige Kanzlerin? „Merkel ist wie ein altes Fahrrad, eben mit einer Rücktrittsbremse“. Weiter zum Papst. Kaninchen hätten eben bei bestimmten Dingen „einen Heidenspaß“, ganz im Gegensatz zu den Katholiken (siehe auch Uschi). Natürlich auch nicht fehlen darf einer der größten Pointen-Geber des Jahres: unser aller Erdogan. Und da reimt und schüttelt es, dass es eine wahre Pracht ist: „Immer wenn ich mir Dir zusammen liege (die Henne zum türkischen Präsident), denkst Du nur an Deine Ziege“. Da müsse er noch mal ran, entschuldigt sich Reusch dann in gespielter Verlegenheit. Was im Übrigen der einen oder anderen verhagelten Pointe ganz gutgetan hätte.
Doch immer wieder blitzen kleine Höhepunkte auf: Im Verkehrsfunk bittet er eine Gaffergasse zu bilden. Er melde sich dann wieder, „wenn die Gelegenheit vorüber sei.“ Auch zu den nicht allein in der Goldstadt auszumachenden Ladenleerständen hat er Sinnstiftendes beizutragen: Einfach die Läden so lange offen lassen, bis jemand rein geht. Selbst zur Political Correctness auf dem Spielemarkt liefert Comedian Reusch und warnt vor dem Schachspiel: Damen werden geschlagen, Bauern geopfert und zu guter Letzt sind fast die Hälfte der Opfer Schwarze.
Trotz allen besagten Elends auf dieser Welt wünscht Comedian Reusch den Besuchern jedenfalls zum Abschied, einfach „wunschlos glücklich zu sein“. Zum 250. Geburtstag der Stadtbibliothek mache er dann wieder einen Abstecher in die Goldstadt.