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In einem fiktiven Tribunal prangert Milo Rau Ressourcenausbeutung und Korruption im Kongo an.  Foto: Meyer 
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Über die hochkarätige Ausstellung „Dämonkratie“ im Pforzheimer A.K.T. freuen sich (von links) Stefan Förster vom Förderverein Ornamenta, Almut Benkert, Leiterin des EMMA-Kreativzentrums, und Janosz Czech, Kurator der Ausstellung.  Foto: Meyer 
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In einem fiktiven Tribunal prangert Milo Rau Ressourcenausbeutung und Korruption im Kongo an.  Foto: Meyer 
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In einem fiktiven Tribunal prangert Milo Rau Ressourcenausbeutung und Korruption im Kongo an.  Foto: Meyer 

„Dämonkratie“ - Ausstellung über eine verletzliche Staatsform in Pforzheim

Pforzheim. Seit über 2500 Jahren entwickeln sich in Europa und anderen Teilen der Welt Formen der Demokratie. Wie stellt sich der Zustand dieser Staatsform dar, die am Donnerstag in Zusammenhang mit Freiheit, Unabhängigkeit und Individualität gesehen wird? Diese spannende und politisch durchaus brisante Frage beantworten 25 international tätige Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken in der Ausstellung „Dämonkratie“, die am Donnerstagabend im Pforzheimer A.K.T. und im EMMA-Kreativzentrum eröffnet wird.

Kurator Janusz Czech ist dabei die Realisierung einer Schau gelungen, der man nicht quantitativ, aber qualitativ documenta-Niveau bescheinigen kann – und das nicht nur, weil drei Künstler tatsächlich schon auf der documenta vertreten waren. Der Begriff Demokratie und ihre reale oder vorgetäuschte Existenz, welchen Bedrohungen von innen und außen sie ausgesetzt ist, wird in raumfüllenden Installationen, Bildern, Fotografien und Filmen hinterfragt, bezweifelt, durchleuchtet. Die komplexe Schau sprengt dabei fast die vorhandenen Räumlichkeiten.

Dämonkratie Ausstellung AKT 30
Bildergalerie

„Dämonkratie“: Ausstellung eröffnet im A.K.T.

Die Themen sind so unterschiedlich wie die Standpunkte. Einige Beispiele: Peter Weibel, Leiter des ZKM in Karlsruhe, zeigt in der Installation „Dead in the head“ die Verletzlichkeit und Fragilität der europäischen Demokratie. Den religiösen Anspruch amerikanischer Politik entlarvt Beate Engl in ihrer Audio-Collage „Fanfare“, die Ausschnitte aus Reden amerikanischer Präsidenten seit den 1950er-Jahren ausstrahlt.

„Brotbojen“ im Mittelmeer

Betroffen macht die Installation „Ich spiele im Albtraum meiner Laube“, von Franka Kaßner, die in kindlichen Fluchträumen ihr Heimweh und ihren Verlustschmerz nach der Übersiedlung von der DDR in die BRD abgearbeitet hat.

In seiner realistischen Fiktion „The Congo Tribunal“ befasst sich der aktivistisch arbeitende Künstler Milo Rau mit der Ausbeutung von Ressourcen und der Korruption in dem afrikanischen Land. Einen Bezug zur aktuellen Flüchtlingssituation auf dem Mittelmeer stellt Matthias Deumlich mit seinen vieldeutigen „Brotbojen“ her.

Außer den beschriebenen Arbeiten sind Werke unter anderem von so hochkarätigen Künstlern wie Jonas Burgert, Wolfgang Tillmanns und Norbert Bisky zu sehen.

Janusz Czech beschreibt, wie er die Ausstellung zusammengestellt hat: „Essenziell für die Auswahl waren für mich autonome Werke. Wichtig war es mir, die Stimmen junger und etablierter Künstler/innen gleichwertig zu sehen, zu hören und zu erfahren. Da offenbar das Thema der Ausstellung sehr interessant und aktuell ist, waren die Rückmeldungen sehr positiv.“

Gleichzeitig mit der Ausstellung „Dämonkratie“ wird im vierten Obergeschoss des EMMA-Kreativzentrums das „Madlab“ des Master-Studiengangs Design & Future Making der Hochschule Pforzheim unter Leitung von Professorin Christine Lüdeke eröffnet. Mit Bezug auf die Ausstellung haben 22 Studierende in einem Workshop zu fünf Themen experimentell geforscht und sich dabei gesellschaftlichen Fragestellungen angenähert.

Die Ausstellung wird gefördert von der Werner-Wild-Stiftung, dem Förderverein Ornamenta und der Kunstzeitschrift agora 42.

„Dämonkratie“ bis 24. November 2019 im A.K.T und im EMMA-Kreativzentrum, Mi. – So., 11 – 19 Uhr, Vernissage mit Gesprächsrunde am Donnerstag um 19 Uhr,www.akate.de