
Pforzheim. „Ganz arg wichtig“ lautet das Programm Heinrich del Core. Und gleich zu Beginn wird eine kurze Erläuterung dazu folgen. In breitem Dialekt und mit ironischem Zungenschlag wird schon mal süffisant umrissen, was das Publikum erwarten darf. Jedenfalls kein politisches Kabarett. Das Leben sei eh schon lustig genug, um dann dennoch ein wohlfeiles und etwas schal gewordenes kurzes Erdogan-Bashing anzustimmen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.
Das war’s dann auch schon mit dem, was man so gemeinhin im Kabarett als das Politische versteht. Das alltäglich Menschliche wird in aller Epik ausgebreitet, vornehmlich in Tateinheit mit der eigenen Familie. Und die besteht aus Frau und drei Kindern, wobei das Jüngste, wie unser Comedian-Kabarettist mit italienischen Wurzeln betont, nach wie vor am Tropf der Familie hängt.
Letztere hat natürlich mit den Herausforderungen der wohlsituierten deutschen Mittelstandsfamilie leidlich zu kämpfen, etwa mit der Ausrichtung einer Thermomix-Party, bei der es gilt, sich die Besucher gleich zu Beginn mit Erdbeerbowle gefügig und damit unterschriftsreif zu machen. Wobei del Core neidvoll betont, dass der Thermomix auf der Skala der Wünsche im Familienverband in großer Konkurrenz zur Drohne für sein Kind im Manne steht.
Hitzewallungen zuhauf
Und weiter geht’s mit den leidvollen Erfahrungen im Alltäglichen und allzu Menschlichen. Hitzewallungen sind ein großes Thema, das pausenübergreifend minutenlang in aller Ausführlichkeit und in Zwiesprache mit dem Publikum genüsslich ausgeweidet wird. Sind doch die meisten Besucher jenseits der Fünfzig zu verorten. Ein Schenkelklopfer etwa: Bei einem heftigen Anfall von Hitze „gehen sogar die Falten aus den Kleidern raus.“ Geschickt werden dann auch die unterschiedlichen Themen miteinander verwoben, was zu schon fast surrealen, durchaus reizvollen Bildassoziationen führt: im Fall der Fälle im BH vor dem Thermomix.
Folgt im gesetzten Alter natürlich das leidige Thema der Gewichtszunahme mit der fast schon bösartigen Fangfrage der Göttergattin: „Findest Du nicht auch, dass ich zugenommen habe?“ Er darauf ganz trocken: „Saublöd und unnötig die Frage. Wir können uns auch so streiten.“
Oder was wäre ein richtiger Endfünfziger ohne ein sündhaft teures Fahrrad, samt der dazugehörigen Funktionskleidung, den „Dessous eines Freizeitsportlers“?
Da darf auch das E-Bike, das „Schummelbike“, nicht fehlen.
Doch trotz der heutigen 70-Jährigen, die wie früher 50-Jährige daherkämen, gebe es natürlich auch medizinisch allerhand zu tun – oder besser vorzusorgen: Etwa mit einer Darmspiegelung: „Die schwarze Mamba durch den Tunnel schicken“, so nenne sein Arzt die Untersuchung, erzählt del Core. Einfach ganz cool bleiben. Es sei wie im Straßenverkehr beim Blick in den Rückspiegel: „Man sieht nur ein Arschloch.“
Tosender Applaus samt Zugabe – eine Versuchsanordnung fürs nächste Programm wird hinlegt. „Schauen wie‘s ankommt“, betont der Pointen-Zauberer offenherzig.