
- Nico Roller
Pforzheim. Schnell zückt Dominik Kuhn den Stift und läuft zu dem Hocker am Bühnenrand, auf dem sein Notizblock liegt. „In Pforzheim nicht“, murmelt er leise, aber gut hörbar ins Mikrofon: „In anderen Hallen lachen die sich da kaputt.“
Kuhn nennt sich auf der Bühne Dodokay und testet, experimentiert, probiert aus. Bei der Preview seines neuen Programms im Kulturhaus Osterfeld will er wissen, wie seine Gags ankommen. Und die haben fast alle ein Thema: die Schwaben und ihre Sprache.
„Ungünschdige“ Todesfälle
Ein Thema, über das der Comedian ohne Mühe zwei Stunden lang reden kann und doch noch lange nicht alles gesagt zu haben scheint, was ihm dazu einfällt. Da wären die Kehrwoche, der gelbe Sack, Günther Oettinger und die mitfühlenden schwäbischen Arzthelferinnen, die immer „grad gschwind“ sagen, auch wenn es nachher doch länger dauert. Noch schlimmer: Bäckereifachverkäuferinnen, die den Kunden nach einer gefühlten Ewigkeit in der Warteschlange aufrufen mit „Jetzt, bitte“. Oder Bäuerinnen, die sich darüber beschweren, ihr Ehemann sei „arg ungünschdig in die Ernde neigstorbe“. Schade.
Genüsslich teilt Dodokay seine Beobachtungen mit dem Publikum und gibt tiefe Einblicke in die schwäbische Seele. Dabei hat er als junger Mensch sein Schwäbisch noch verleugnet. Mittlerweile findet er es aber ganz gut. Sogar so gut, dass er Film- und Fernsehausschnitte auf Schwäbisch neu synchronisiert. Dann wirft Mitt Romney im TV-Duell Barack Obama auf einmal vor: „Wer im Glashaus sitzt, sollde net mit Elefanten werfen.“ Und es kommt heraus, dass James Bond eigentlich Dieter heißt, für eine Sanitärfirma arbeitet und dass Dr. No sich seine Hand an einem Billig-Klodeckel der Firma „Goldfinger Sanitär“ verletzt hat.
Nichts fürs Fernsehen
Dodokay weiß: Das Schwäbische hat viele Vorteile. Einer davon ist, dass „die NSA einen beim Abhören nicht versteht“. Trotzdem: Es gibt auch Dinge, für die das Schwäbische sich einfach nicht eignet. Werbung zum Beispiel. Wäre auch etwas komisch, wenn im Fernsehen eine junge Dame erklären würde, der „vollgeprunzte Strampleranzug“ werde mit dem angepriesenen Waschmittel wieder blitzsauber, denn das bringe „jeden Saich raus“. Apropos Fernsehen: Richtig lustig wird es, wenn man einem Schwaben ein Mikrofon ins Gesicht hält. Dann sagt der interviewte Feuerwehrkommandant schon mal Sätze wie: „Es stand mittelfristig kein geeignetes Löschmedium zur Verfügung.“ Will heißen: „Wir haben kein Wasser gehabt.“
Dodokay kommt von einem Thema zum nächsten, zeigt kurze Filme, erzählt Witze und erhält viel Applaus. Am Ende sogar so viel, dass eine Zugabe fällig wird. Wenn das mal kein gutes Omen für sein neues Programm ist.