


- Stefanie Järkel
Antonia Moropoulou setzt bei ihrer Arbeit auf Infrarotkameras, Laserscanner und Radar. Aber der Frau mit den rötlichen Haaren und dem schwarz-weiß gestreiften Kostüm geht es nicht nur um Daten und Fakten. „Ich bin eine Erneuererin und eine Gläubige“, sagt sie und lächelt.
Die Chemieingenieurin ist verantwortlich für die Restaurierung des Ortes, an dem Jesus beerdigt worden und wieder auferstanden sein soll – die Grabkapelle in der Jerusalemer Grabeskirche. Ein Millionenprojekt am Ende eines jahrzehntelangen Streits.
Feuchte und poröse Steine
Die Steine der Grabkapelle, die 1810 nach einem Feuer wieder aufgebaut worden war, waren schon lange feucht und porös. Bereits 1947 hatten die damals verantwortlichen Briten den Bau mit Stahlträgern abgestützt. Pilger zündeten allerdings Kerzen auf den Trägern an, die Hitze der Flammen beschädigte die Kapelle zusätzlich. Die Steine bekamen Risse. Der Bau verzog sich.
Doch die zuständigen Kirchen konnten sich über die Renovierung nicht einigen. Die verschachtelte Grabeskirche ist streng aufgeteilt unter den einzelnen Glaubensgemeinschaften. Die griechisch-orthodoxe, die armenisch-orthodoxe und die römisch-katholische Kirche haben das Recht, Messen in der Grabkapelle abzuhalten – die Kopten, die Syrer und die Äthiopier nicht. Die Rivalitäten führten bis hin zu Handgreiflichkeiten.
Im Februar 2015 schloss die israelische Polizei die Grabkapelle für vier Stunden und verwies auf Sicherheitsprobleme. Ein Gutachten der Technischen Universität in Athen stellte fest: Es muss etwas passieren – jetzt. Drei Millionen Euro soll die zehn Monate dauernde Restaurierung kosten. Ende März sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Je ein Drittel zahlen die Kirchen, knapp 130 000 Euro hat Jordaniens König Abdullah II. gegeben. Mehr als 50 Menschen sind an dem kleinen Bau mit der Kuppel tätig, die meisten davon Wissenschaftler, Restauratoren, Archäologen und Ingenieure aus Athen.
Sie versuchen, von außen so viele Informationen über den Bau im Stahlkorsett zu sammeln wie möglich. Eine Infrarotkamera mit Thermometer zeigt feuchte Stellen an. Ein Endoskop macht sichtbar, wo der historische Fels anfängt. Mit einem Laserscanner wurden dreidimensionale Bilder für den Computer erzeugt.
Die Arbeiter wollen poröse Steine ersetzen, einen Teil einer Wand komplett austauschen, Risse im Fels mit besonderem Mörtel ausspritzen, Marmorplatten mit Metallstiften fixieren. Das Grab soll künftig auch erdbebensicher sein.
Auch in dem Bau ist sichtbar, wie fragil die Statik ist: In der Kapelle des Engels stützen Gerüststangen mit Holzbrettern die Decke. In einer weiteren Kammer befindet sich eine dem Originalgrab nachempfundene Steinplatte.
Obwohl es keine Ausgrabungsstätte ist, können Wissenschaftler nun das erste Mal seit mehr als 200 Jahren unter diese Grabplatte schauen. Was darunter sein wird? „Ich bin gespannt“, sagt der Franziskaner Vater Athanasius Macora in brauner Kutte. „Dort müssen die Überbleibsel des ursprünglichen Grabes sein, Teile des ursprünglichen Fels’.“