
Facettenreiche, kleine Kunstwerke: Christian Kjellvander spielt bei „Horch“-Konzert in Fabrikhalle
Pforzheim. Wenn man will, kann man schwere Steinbrocken fallen und große, mächtige Maschinen dröhnen hören. Man kann an unbeschwerte Sommertage und an rauschende Flüsse denken: Christian Kjellvanders Musik löst ganz unterschiedliche Assoziationen aus. Seine Stücke erzählen Geschichten, sind facettenreich, wie kleine Kunstwerke, gewissermaßen Klanggemälde.
Sein Konzert am Freitagabend in der Pforzheimer Bleichstraße 50/54 ist ein Teil der Reihe „Horch“, die die Pforzheimer Musikerinitiative vor einigen Jahren mit dem Ziel ins Leben gerufen hat, Musik an außergewöhnlichen Orten zu bieten. Dieser Ort ist mehr als außergewöhnlich. Das liegt zum einen an der Kunstausstellung, die parallel mit Werken von Gabriele Münster, Wolfgang Noeldner, Ulrike Seitz und Rosemarie Strobel-Heck stattfindet. Und zum anderen an der Geschichte des Gebäudes an der Bleichstraße, in dem früher eine Fabrik untergebracht war.
Bei seinem Konzert steht Kjellvander vor einer großen Fensterfront, über ihm die unverkleidete Betonskelettdecke, an der Rohre und Leuchtstoffröhren hängen. Sphärische Klänge hallen durch den Raum Mal sind klare Formen herauszuhören, mal laufen die Farben wild durch- und ineinander. Mal zupft Kjellvander die Saiten seiner Elektrogitarre ganz sanft und vorsichtig, mal bringt er sie zum Singen, mal zum Kreischen. Er arbeitet mit Kontrasten, die er effektvoll in Szene setzt. Wo eben noch unbeschwert vor sich hin perlende Melodien ein Gefühl von Sorglosigkeit vermittelt haben, folgt kurz darauf ein lautes Gitarrenriff. Der Holzdielenboden vibriert.
Sein Begleiter Pelle Anderson hält sich am Keyboard dezent zurück und schafft mit schönen Effekten die Basis für Kjellvander, der eine tiefe, erdige Stimme voller Kraft und Volumen hat. Er wirkt, als ob ihn nichts aus der Ruhe bringen könnte. Auch wenn er damit, wie er sagt, „mehr wie ein Mathelehrer“ aussieht, zieht er nach ein paar Stücken seine schwarze Jacke über das hellrote Hemd. Die Kälte zwingt ihn dazu.
Als Kjellvander schon einmal bei einem „Horch“-Konzert aufgetreten ist, ist es wärmer gewesen. 2017 war das in der Maultaschenmanufaktur. Auch damals war das Publikum begeistert.