
- Walter Kiindlein
Pforzheim. Ein Stuhl im scharf konturierten Scheinwerferlicht, die obligatorische Bierflasche in Griffweite; im Hintergrund Schwarz-Weiß-Fotografien von Dudenhöffer, die gleich schon mal den nostalgischen Charakter der Veranstaltung betonen.
Seit nunmehr über 30 Jahren mimt Gerd Dudenhöffer den Prolo-Saarländer auf der Bühne und im Fernsehen – was ihm eine Popularität verschaffte, die weit über die Kabarettszene mit ihrer besserwisserischen Geste hinausreicht.
Erstaunlich zeitlos kommen sie daher, die Nummern – im Eiltempo verändert sich die Welt – die Puppenstuben-Welt des Spießers mit seinen kleinen und großen Problemen bleibt. Die werden von Dudenhöffer munter bösartig aufgemischt präsentiert: Die Tücken des Alltags mit der ständigen Suche nach Taschenlampe, Verlängerungskabel oder dem Klebstreifen, der einmal aus der Hand geglitten, genau so über den Boden rollt, dass kein Mensch mehr den Anfang findet, abgelöst vom erbosten Datschkappenträger, der sich im wahrsten Sinne des Wortes tierisch drüber aufregt, dass ein Kleinkind frei herumlaufen darf und einen Pitbull gerade nötigt, einmal kräftig zuzubeißen.
Auf die Spitze getrieben
Aktueller denn je: die Nummern, die gesundes Volksempfinden messerscharf auf den Punkt bringen und pointiert auf die Spitze treiben. Etwa von der Abschiebung von Flüchtlingen mit Flugzeug: „Bloß weil sie des net zahlen müssen, kein Wunder komme se uff em Hinweg mit em Boot.“ Mit einer abwinkenden Geste und einem herausgestoßenen „komm hehr mer doch uff“, ist das Thema Abschiebung erledigt. Und weiter geht’s mit den großen Ängsten des kleinen Mannes, etwa aufgrund der Klimaveränderung: Vom hohen Norden her kommt der wärmegeplagte „Iglo-Mann“, vom Süden der mitgenommene „Bimbo“. Die schicksalhafte Fügung, dass die sich genau bei uns treffen müssen, will unser Heinz einfach nicht hinnehmen.
Und überhaupt, das Durcheinander der Religionen – und fast ebenso schlimm die Frauenemanzipation: „Früher gab’s bei der Wahl der Frau nur katholisch oder evangelisch – aber Hauptsache war: Sie kann kochen.“
Zu guter Letzt verlässt Gerd Dudenhöffer das gesicherte Terrain des Saarproleten: Datschkapp runter, gibt er vom Blatt einige selbst verfasste Gedichte aus vergangenen Jahrzehnten: Etwa zwei humorige Erlkönig-Varianten und den Kurzreim: „Die Maus, die sagt, der Käse ist alle, drum haut sie sich jetzt in die Falle.“ Freundlicher Applaus, aber enden wollend.
