
- Robin Daniel Pfrommer
Pforzheim. Pforzheim. Diese A-cappella-Schwaben sind einfach Kult. Das Osterfeld-Publikum feiert die Band Füenf schon Mitte des allerersten Medleys, das nur beim Opener „Baila Baila“ der Gipsy Kings auf das humorige Überstülpen eines neuen Texts verzichtet. Die unmittelbar nachfolgenden Titel sind weniger widerstandsfähig: Aus Klaus Lages „Tausend mal berührt“ machen die fünf A-cappella-Schwaben flugs „Tausend mal püriert“, Sades sanften „Smooth Operator“ verwandeln sie in „Schuhsohlenleder“, aus „Live Is Live“ von Opus wird „Fleisch ist Fleisch“ und – Helene Fischer mag es nun gefallen oder auch nicht – selbst der Silbensprung von „Atemlos“ zur „Bratensoß“ stellt Justice, Pelvis, Memphis, Little Joe und Dottore basso vor keine ernstzunehmende Herausforderung.
Bei der Rockabilly-Verballhornung der Beach Boys-Hymne „Surfin‘ USA“ von 1963 geht das Pforzheimer Publikum endgültig steil. Gerade beim Refrain „Alles essen was reingeht – scheiß auf die Diät“ wird lauthals gejubelt.
Füenf wurden 1995 in Bietigheim gegründet. Bandmitglieder sind im Januar 2023 Patrick Bopp (Bühnenname: Memphis), Francesco Cagnetta (alias Dottore basso), Jens Heckermann (Pelvis), Christian Langer (Justice) und der 2007 dazugekommene (und seither gleichermaßen für Falsetto und Faxen zuständige Kai Podack (Little Joe), der seine familiären Wurzeln in Calw hat.
Der Kult-Status der Formation Füenf und ihre Verbundenheit mit den hiesigen Zuschauern reicht weit zurück: Ende 1995 hatte die A-cappella-Band im Kupferdächle ihren ersten Live-Auftritt. Im Lauf der Jahre macht das Quintett immer wieder in Pforzheim musikalisch Station, meist um die jeweils neuste CD vorzustellen.
Während des Lockdowns spielen sie in Remchingen vor den Autos unerschrockener Fans. Diesmal läuten die vier Schwaben und ihr Beute-Badner Memphis in der Goldstadt ihre Abschiedstournee „Endlich!“ ein – die soll bis 2024 dauern, so lautet der Plan, und letztmals in alle Winkel des „Ländle“ führen. Zumindest die Gesangstimmen von vier Bandmitgliedern können den kommenden Tournee-Strapazen gelassen entgegensehen. In Pforzheim erraten die Fans Songs wie „Thermomix“ bereits lautstark, wenn die Band dafür auch nur in Positur geht.
Zu den am Freitagabend auf der Osterfeld-Bühne dargebotenen Humor-Höhepunkten der Füenf zählen der skurrile Werbesong für das (ursprünglich deutsche) Bier aus dem chinesischen Tsingtao und die gnadenlos das Zwerchfell strapazierende Verballhornung des US-amerikanischen Weihnachtslieds „Little Drummer Boy“ (Teil des Refrains: Ra-pa-pampam) zu einem indischen Bollywood-Lied auf das Fladenbrot „Papadam“ – mit einem in Höchstform umher hüpfenden Memphis. Alle ernst gemeinten Versionen des „Kleinen Trommlers“, von Roger Whittaker über Boney M. bis Blondie und Udo Jürgens, kann man getrost angesichts dieses herrlichen Nonsens’ getrost entsorgen.
Natürlich zelebriert die Band auch ihre publikumswirksamen Klassiker, wie beispielsweise die Aneinanderreihung unzähliger austauschbarer Patrick-Lindner-Titel zu einem neuen Schlager oder die völlige Ver-HORST-ung anglo-amerikanischer Schmuse-Songs, in denen das Wörtchen „Love“ gegen den kantigen Vornamen „Horst“ getauscht wird. Als erste von zwei umjubelten Zugaben, wie könnte es anders sein, stimmt das Quintett die 2003 veröffentlichte Schwaben-Verbrüderungs-Hymne „Mir im Süden“ an.