Gitarrenbauer Jakob Frank Dillweißenstein
Umringt von seinen Instrumenten: Jakob Frank baut unter anderen Jazz-, Klassik- und MD-Gitarren.
Röhr
Kultur
Hanf oder Holz? Hauptsache Gitarre: Jakob Franks Hanf-Gitarren sind Unikate

Pforzheim. Jakob Frank ist Tüftler aus Leidenschaft. Gerade beschäftigt ihn ein neues Gitarrenmodell. Das hat es ganz schön in sich und bringt ihn regelmäßig zur Verzweiflung.

Denn anders als die meisten seiner Instrumente, mit denen er sich einen Namen gemacht hat, besteht es nicht aus Hempstone – einem organischen Material aus Hanfzellulose – sondern aus Ebenholz.

„Das ist notorisch dafür bekannt, sich nur sehr schwer biegen zu lassen“, erklärt der Designer.

In seiner Werkstatt in Dillweißenstein, in die er erst im Januar eingezogen ist, hat Frank seine Schätze – die sogenannten Canna Guitars – ausgebreitet. An den Wänden und auf dem Boden reihen sich wohlgeformte Klangkörper in unterschiedlichen Größen und Farben aneinander. Manche sind bauchig, manche flach, wieder andere präsentieren einen breiten Hals oder eine schlanke Taille. Allen insgesamt etwa 70 Modellen, darunter auch einige Ukulelen, eigen sind die geschwungenen Seiten und die birnenähnliche Form. Etwa 200 Stunden benötigt er für eine Gitarre. „Neuentwicklungen und Sonderwünsche sind die größten Zeitfresser“, weiß der Instrumentenbauer.

Gitarrenbauer Jakob Frank Dillweißenstein
Hart wie Stein: Klumpen bestehend aus einem Hanffaser-Wasser-Gemisch.
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Selbst als Laie kann man erahnen, wie mühsam es sein muss, ein kaum zu zähmendes Holz wie Ebenholz in eine runde Form zu zwingen. Und tatsächlich: „Beim Biegen ist sie mir gerissen“, erklärt der 37-Jährige. „Aber ich habe es gerade noch einmal so hingekriegt.“

Die Schwierigkeit läge darin, dass alles auf den Zehntelmillimeter genau passen muss, sonst „ist alles umsonst und man fängt noch einmal von vorne an“. Außerdem erklärt Frank, passieren ständig unerwartete Fehler. „Ich nenne sie happy accidents (glücklicher Zufall). Durch sie komme ich wieder zu neuen Lösungsansätzen.“

Und so liegt die Ebenholz-Gitarre mit dem klangvollen Namen Evo (Abkürzung von Evolution) nun vor uns – noch etwas roh und ohne Saiten zwar, aber schon soweit fertig, dass der Korpus sich durch sanftes Klopfen wohlig-warme Klänge entlocken lässt. Alle Anstrengung scheint sich schlussendlich gelohnt zu haben.

Weshalb er überhaupt auf Holz umschwenke, wenn Hempstone so viel einfacher zu bearbeiten ist? Er versuche, sich damit ein zweites Standbein aufzubauen. Denn die Hempstone-Korpusse fertigt nicht er, sondern der österreichische Instrumentenbauer Norbert Schmidt an. „Obwohl der Ausgangspunkt meines Designs immer die Hempstone-Korpusse waren, bin ich auch offen für Neues“, sagt Frank. In seinem Fall sei das die Rückbesinnung auf eine mehr oder weniger klassische Holzkonstruktion.

„Man muss schon sehr viel Leidenschaft für den Beruf mitbringen – die Frage ist nicht, ob man davon leben kann, sondern ob man davon leben will“, betont Frank, der im Jahr etwa zehn Gitarren herstellt.

„Momentan investiere ich den Großteil meines Gewinns wieder in Material und Maschinen.“ Angefangen hat er mit 3000 Euro je nach Modell und Ausstattung, inzwischen kosten seine Stücke auch bis zu 7000 Euro.

Viele Gitarren verkauft Frank in die USA. Dort sei man offener für neue Ideen und „greift dafür auch gerne tiefer in die Tasche“. Was letztlich auch damit zusammenhängt, dass der Markt für Gitarren dort viel größer ist als in Deutschland. Grundsätzlich bevorzugen Kunden individuell angefertigte Instrumente und „nichts, was es schon gibt“. Die meisten seien Hobby-Musiker, auch viele Gitarrenlehrer bestellten bei ihm. Zu seinen renommiertesten Kunden zählt die ukrainische Gitarrenvirtuosin Nadia Kossinskaja. Und auch der australische Akustik-Gitarrist Alan Gogoll hat bereits eine der Cannas gespielt.

Gitarrenbauer Jakob Frank Dillweißenstein
Damit fing alles an: Jakob Franks allererste Gitarre Marke Eigenbau.
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Frank, der in Bauschlott aufgewachsen ist, begann mit etwa 15 Jahren selbst Gitarre zu spielen. „Ich wollte aber keine kaufen, sondern selber eine bauen.“ Gesagt, getan. Eine Gitarre vom Flohmarkt wurde zum Versuchskaninchen und kurzerhand umdesignt. Aus einer Nische zwischen zwei Tischplatten zieht er das Instrument schließlich hervor: ein scharfkantig-schnittiger Jugendtraum mit Aluminiumverkleidung und Messingbeschlägen. „Die hat mein Vater, der Goldschmied ist, extra dafür angefertigt.“

Was als jugendliches Bastelprojekt begann, wurde bald zu mehr als nur einem Hobby: Über den Gitarrenbau fand Frank schlussendlich den Weg zum Industriedesign-Studium. Dort entwickelte er die Idee für seine Hanf-Gitarren – ein nachhaltiger Ansatz, der 2020 mit dem Förderpreis des Landes ausgezeichnet wurde. Die Urkunde hängt heute zwischen seinen Gitarren an der Wand. Viel Aufhebens macht er darum nicht. Lieber wendet er sich wieder seiner neuen Stahlseiten-Gitarre zu. „Die schnarrt noch ein bisschen, das muss man einstellen.“

Am Samstag und Sonntag, 13. September (ab 16 Uhr, Party ab 21 Uhr) und 14. September (ab 10.30 Uhr bis 18 Uhr), haben Interessierte die Gelegenheit, ein Instrument von Jakob Frank in der Ausstellung „Ein Stück von mir“ bei Blindow Möbel + Raum, Würmstraße 11, zu sehen. Mehr Infos im Internet