Hazel Brugger sorgt mit ihrem Programm für viele Lacher. Foto: Ketterl
Kultur
Hazel Brugger wagt im Kulturhaus Osterfeld den etwas anderen Blick aufs Leben
  • Jeanne Lutz

Pforzheim. Babys zeugen ist ähnlich schwierig wie Joghurt machen, der Verfall eines Blumenstraußes dient als Vorschau auf den Beziehungsverlauf und ein Kind, aus dem was werden soll, muss regelmäßig durch Mobbing gefaltet werden, wie ein gutes Damaszener-Stahl-Messer: Von der Geburt bis zum Tod hält Comedian Hazel Brugger am Sonntagabend in ihrem ersten Soloprogramm „Hazel Brugger passiert“ allerlei Ansichten und Ratschläge zur Lebensbewältigung bereit.

Das Publikum im großen Saal des Kulturhaus Osterfeld honoriert das mit viel Gelächter und anhaltendem Applaus.

Vorstellen muss sich die Gewinnerin des Salzburger Stiers und des deutschen Kleinkunstpreises nicht. Spätestens seit ihren regelmäßigen Auftritten als eigenwillige Außenreporterin bei der „heute show“ im ZDF ist die ehemalige Poetry-Slammerin eine feste Größe im deutschsprachigen Spaßbetrieb. Eine, bei der nicht jeder lacht. Aber eine, die mit ihren trocken vorgetragen Sezierungen des menschlichen Miteinanders aus dem Einheitsbrei massentauglicher Flachwitze hervorsticht. Dabei reißt Brugger nicht nur die Mauern ihrer eigenen Komfortzone mit dem verbalen Vorschlaghammer ein – „Ich versuche, so davon abzulenken, dass ich eine neurotische Nudel bin“. Sondern auch die des Publikums, in dem vom Jugendlichen bis zum Rentner alles vertreten ist. Das schnelle Tempo, in dem sie dabei von der Nutzlosigkeit von Babys über Mobbing als Ursprung von Humor bis zum statistisch zu vernachlässigenden Tod spricht – „an allen anderen Tagen stirbt man ja nicht“, – verlangt den Zuschauern während des rund eineinhalbstündigen Auftritts am Sonntag ihre volle Aufmerksamkeit ab.

Gleich zu Beginn sorgt die Geschichte ihrer Anreise, clever kombiniert mit einer Schmeichelei fürs Publikum – „Ich warte nicht wegen mir drei Stunden auf den Bus in Mühlacker“ – für das an solchen Abenden beliebte Lokalkolorit, das auch in einer ihrer Kernnummern aufgegriffen wird.

Dort treffen sich Kultur und Natur und sinnieren darüber, dass es zu viele dumme Menschen gibt. Die Lösung: Die Etablierung von Snackautomaten an den trostlosesten Bahnsteigen dieser Welt, die – der Herstellername „Selecta“ lässt es erahnen – einzig dazu dienen, die dümmsten Exemplare des Homo Sapiens aus dem Verkehr zu ziehen. Tatsächlich, so Brugger, zählten offizielle Statistiken jährlich zehn Todesopfer durch die mysteriöse Ursache Snackautomat. Während bei ihren sonstigen Auftritten Pforzheim Ort der Ereignisse ist, platziert Brugger den Automaten am Sonntag in Mühlacker.

Auch die für die 24-Jährige unverständliche Nutzung des Osterfelds als „halb Schule, halb Kulturzentrum“, wird zum Thema. Dabei attestiert Brugger der Gesellschaft zumindest halbwegs gesund zu sein, sonst würde sie sich die an diesem Abend dargebotene Kultur, die im Kern eigentlich überflüssig sei und als überteuerte Kirsche auf dem Eisbecher betrachtet werden sollte, gar nicht leisten. Und auch diesen „intellektuellen Gangbang“, in dem sie vom Publikum für einen Abend gekauft werde, würde es nicht geben. Da jedes bezahlte Stelldichein ein Ende haben muss, hat Brugger an diesem Abend mit dem Postkartengruß „Das Wetter ist hier, ich wünschte, du wärst schön“ einen Schlusssatz vorbereitet, der Lust auf ihr neues Programm „Tropical“ macht.

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