Die Sängerin Esther Filly. privat
Hier als Amy-Winehouse-Double.
Kultur
Interview mit Soul-Diva Esther Filly: „Ich kann Amy fühlen“
  • Das Gespräch führte Michael Müller

PZ-Interview mit Soul-Diva Esther Filly, die am kommenden Mittwoch beim Benefizevent für „Menschen in Not“ als Winehouse-Double auftritt.

Diese Frau hat den Soul in der Stimme. Die Oldenburger Sängerin Esther Filly (51) tritt am kommenden Mittwoch mit anderen Künstlern beim Benefizevent „Die Nacht der Visionen“ für die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not“ im Kulturhaus Osterfeld auf. Ein Interview.

PZ: Frau Filly, machen wir eine kleine Traumreise. Wenn Sie es sich wünschen könnten – in welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt?

Esther Filly: Auf jeden Fall in den 1960er-Jahren, mit James Brown, Etta James, Dinah Washington, Ray Charles und all den anderen tollen Musikern dieser Zeit. Die Musik geht mir direkt in die Seele und in den Bauch, handgemacht, erdig und ehrlich, von großartigen Stimmen geprägt. Die Mode, Möbel, Farben, Muster, einzigartig freaky (lacht). Ich liebe einfach diesen „Spirit Of Love And Peace“.

Woher stammt Ihre Liebe zur Soul-Music?

Schöne Frage (lacht). Ich war schon immer ein großer Fan von Soul- und Motown-Music, hatte aber irgendwie nie den Gedanken, mich selbst daran zu versuchen. Gesanglich habe ich sämtliche Genres bedient: Pop, Rock, Elektro, Dance. Aber Soul und Jazz waren für mich die Krönung, und ich bin dem erst in den vergangenen zehn Jahren nahegekommen. Ich denke, man braucht eine gute Portion Lebenserfahrung, um seine Stimme für Soul einzusetzen, damit seine Seele zu zeigen und die Gefühle der Songs zu transportieren. Und letztlich hat auch Amy Winehouse ein gutes Stück dazu beigetragen.

Was empfinden Sie, wenn Sie Soul singen?

Befreiung und Reinigung meiner Seele, Bewusstsein, Freude, Sehnsucht, Frieden, Leben.

„Ridstyle“ – so beschreiben Sie Ihre Auftritte. Was können wir uns darunter vorstellen?

Ridstyle kommt von „to rid“, sich freimachen und lösen. So gehe ich mit meiner Musik, meinen Texten, meinen Aktionen und Projekten um, frei und gelöst von jeglichem Sparten- und Schubladendenken. Ich komponiere Jazzsongs, Elektropop, Soul Music, mache Mode, habe eine eigene Brillenkollektion, singe morgens ein Wirtschaftsbankett und stehe abends mit Deutschlands bekanntester und ältester Punkband im auf der Bühne.

Wie bildeten Sie Ihre Stimme aus?

Ich wurde zwei Jahre in Hamburg von einer argentinischen Opernsängerin ausgebildet. Und viel „Learning By Doing“ in 24 Jahren.

Sie haben schon mit vielen Künstlern und Bands gesungen. Was waren Ihre Höhepunkte?

Ich liebe es vor allen Dingen, mit netten Freunden auf der Bühne zu stehen, wie Van Wolfen, Jens Sörensen oder Anthony Bauer – alles klasse Musiker und Menschen! Tolle Shows hatte ich auch mit Ross Antony, Tom Beck, Gil Ofarim, Karl Ellis, Jeanette Biedermann oder Julia Kautz. Rein musikalisch liebe ich Konzerte mit Big Band.

Nach Ihrem Auftritt bei „The Voice of Germany“ 2017 drehten sich die Juroren nicht um. Was war das für ein Gefühl?

Natürlich war ich erst mal entgeistert. Zum Glück hab ich tolle Menschen an meiner Seite, und da ging es dann am nächsten Tag wieder gut. Ich habe mich dort auf einen Schlag vor über vier Millionen Menschen präsentieren können und viele neue Fans dazugewonnen. Gerade heute habe ich bei YouTube gesehen, dass meinen Auftritt inzwischen 174 000 Leute gesehen haben. Das ist doch cool.

Anfang des Jahres waren Sie auf einer Tour in New York. Nehmen Sie uns doch kurz mit.

Das war groß- und einzigartig, eine Ehre für mich auch auf Ellis Island zu performen. Die Amerikaner sind sehr begeisterungsfähig und herzlich. Aber das ist schon wieder eine gefühlte Ewigkeit her. Ich bin gerade aus Mali zurück. Dort habe ich für die Soldaten der UN gesungen, meine inzwischen achte Konzertreise in Einsatzgebiete. Diese Woche steht ein Videodreh zu meinem neuen Song „Freak Me“ an. Und ich bin zur Zeit ganz viel im Studio, produziere neue Songs.

Was erwartet die Zuschauer in Pforzheim?

Ich werde im ersten Teil der Show als Esther Filly auftreten und im zweiten Teil als Amy Winehouse dem Motto des Abends folgen, die Nacht der Visionen. An Amy fasziniert mich, mit welch tiefer Seele und mit wie viel Gefühl sie singt, und die Geschichten, die sie in ihren Songs erzählt. Ich versuche, sie nie zu kopieren, sondern sie zu leben. Ich kann Amy fühlen, wenn ich ihre Lieder singe.

Das Konzert ist für das PZ-Hilfsprojekt „Menschen in Not“. Auch Sie engagieren sich für soziale Projekte. Warum?

Für mich ist es eine verpflichtende Herzensangelegenheit, meine Stimme als öffentliche Person für Gutes einzusetzen. Ich bin viel herumgekommen, habe Vieles gesehen und erlebt, bin selbst schon in Not gewesen, daher kann ich sehr gut mitfühlen. Nur Mitgefühl allein reicht nicht, deshalb gilt mein Motto: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Also tue ich das von Herzen und freue mich besonders, wenn die Hilfe erfolgreich ist.

Benefizevent für „Menschen in Not“

Die „Nacht der Visionen“ am Mittwoch, 18. April, um 19.30 Uhr im Kulturhaus Osterfeld verspricht einen Hauch von Hollywood. Giuseppe Ruisi tritt als Michael-Jackson-Double, Esther Filly als Amy Winehouse auf. Der Crossover-Geiger Noah spielt bekannte Songs. Der Pforzheimer Tenor Enzo D‘Eugenio singt, der Eisinger Ulrich Speer „verzaubert“ das Publikum. Junge Artisten der Zirkus-Werkstatt Pforzheim jonglieren auf der Osterfeld-Bühne. Der Eintritt kostet zwölf Euro. Der Erlös geht an die PZ-Hilfsaktion „Menschen in Not.“

Weitere Infos im Internet unter www.pz-news.de und www.kulturhaus-osterfeld.de.