Der Amateurtheaterverein sorgt mit einem Stück von Loriot für beste Stimmung.
Meyer
Kultur
Künstler geben sich ein Stelldichein: Kulturhaus Osterfeld wird 25

Pforzheim. „Einen Abend mit Freunden“ wollte man im Kulturhaus Osterfeld feiern: Seit einem Vierteljahrhundert wird hier Hochkarätiges aus unterschiedlichsten Sparten geboten – etwas davon sollte das abendliche Programm am Freitag wie auch Samstag widerspiegeln.

Häppchen aus Theater, Musik, Akrobatik wie auch Comedy ließen das Publikum im ausverkauften großen Saal manchmal fast ein wenig wehmütig zurückblicken. Wenngleich Moderator Jess Jochimsen, selbst Kabarettist und Autor, mit schnottrigem Wortschwall samt eingebauten Schenkelklopfern stets dafür sorgte, dass die Melancholie nicht die Oberhand gewann.

Andreas Mürle und Reinhard Kölmel vom Vorstand des Kulturhauses eröffnen den Reigen mit einem launigen Rückblick, einem Feuerwerk von „Zahlen und Fakten“ unter dem Motto „Mit 25 Jahren ist noch lang nicht Schluss“ – gefolgt von einer Videobotschaft des Kabarettisten und Grimme-Preisträgers Dieter Nuhr, gern und oft gesehener Gast im Osterfeld.

Dass hier weit mehr geboten wird als Kulturkonsum, stellt die Chorakademie unter Beweis. Glockenhelle, erfrischende Sangeskunst – etwa ein Stück, komponiert fürs 250-jährige Goldstadt-Jubiläum – da war erstmals stürmender Applaus im großen Saal angesagt.

Ein besonderes Heimspiel: Dieter Huthmacher (rechts) und Matthias Hautsch.

In unterschiedlichsten Besetzungen immer wieder über die Jahre im Osterfeld zugegen: Gitarrenzauberer und Virtuose Matthias Hautsch mit flirrenden Klangteppichen samt rasanter Läufer, wobei die Gitarre immer wieder auch als geschlagenes Perkussions-Instrument dient.

„Ich weiß nicht, wie oft ich schon auf dieser Bühne stand“, sagt Fools Garden-Frontmann Peter Freudenthaler, als er gemeinsam mit Gitarrist Volker Hinkel die Bühne betritt, mal nicht mit dem „Zitronenbaum“, sondern zwei brandneuen Songs, in gewohnter Schmuserock-Manier, letzteres Stück mit Mitklatsch-Einlage fürs Publikum.

Wortgewaltig: Moderator Jess Jochimsen.

Und weiter geht’s im kunterbunten Potpourri mit dem Amateurtheaterverein, die drei Akteure geben einen Loriot zum Besten.

Mit großen Applaus geht’s in die Pause, die beendet wird mit der Videobotschaft der vierköpfigen A-cappella-Comedy-Gruppe LaLeLu aus Hamburg – aus der Elbphilharmonie mit Blick auf den Hafen. Ein Hauch entspanntes Weltstadt-Feeling im Kulturhaus Osterfeld.

Die Chorakademie begeistert mit eindrücklichem Gesang.

Jährlich wiederkehrend ein Publikumsmagnet erster Güte: die Winterträume. Einen Spritzer solch akrobatischer Höchstleistungen mit künstlerisch-ästhetischer Note zaubert Sebastian Stamm als Mastartist auf die Bühne – oder besser über die Bühne. Stürmisches Klatschen, nachdem dem einen oder anderen Besucher vorher sicherlich der Atem gestockt hat.

Und wieder ein radikaler Schwenk, diesmal auf den Karlsruher Komponisten Stefan Wurz mit der Klavierfantasie „Schöne neue Welt“, aus seiner Vertonung des Huxley-Literatur-Klassikers gleichen Namens – die Bühne in gleißend-kaltes Licht getaucht.

Peter Freudenthalter (rechts) und Volker Hinkel, Kerntruppe von Fools Garden, geben wie immer ihr Bestes.

Wer an einem solchen Tag nicht fehlen darf: Christoph Sonntag, dessen steile Karriere auch über die Bühnen-Bretter des Osterfeld führte. Ein wenig Trump – „ein Siebenjähriger, gefangen im Körper eines Milliardärs“ – und einige Pointen aus der Tagespolitik – schon hat er die Lacher für sich.

Und zu guter Letzt sicherlich eines der Urgesteine des Kulturhauses wie auch des Vorgängers „Goldener Anker“, Dieter Huthmacher, hier gemeinsam mit Matthias Hautsch, Partner zahlreicher gemeinsamer Projekte. Selbst seit nunmehr genau 50 Jahren auf der Bühne, hat Huthmacher eigens ein Lied fürs Osterfeld-Jubiläum komponiert: „Ohne Kulturhaus wär’s um Pforzheim schlecht bestellt (. . .) Osterfeld, Osterfeld, wir bleiben bis der Vorhang fällt“. . .