
Neujahrskonzert in Remchingen mit Showkünstler Martin Mall
Remchingen. Fliegende Bälle und Diabolos zu Orchestermusik? Beim „pro arte“-Neujahrskonzert in der Kulturhalle Remchingen gibt es Klassik und Zirkus-Kunststückchen in einem – mit dem Sinfonieorchester Ludwigsburg und dem Jongleur Martin Mall. Das Programm, das mit Johann Strauß`rasanter Polka „Unter Donner und Blitz“ eröffnet wird, wurde extra mit dem Showkünstler abgestimmt.
Schon länger ist dieser mit Dirigent Hermann Dukek bekannt. So bringt der Artist bei George Bizets „Carmen-Suite“ oder Edvard Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ eindrucksvoll seine Diabolos in Schwung, lässt sie bei Grieg zunächst langsam, dann immer schneller werdend über Arm und Schulter rollen. Beim „Toreador“-Thema von Bizet leuchten die schnellen Diabolos im Dunkeln. Schwungvoll geht es auch sonst durch den Abend, mit Märschen und Tänzen wie Polka, Walzer oder Tango. Eine musikalische Reise durch Amerika, Russland, Frankreich, Deutschland und Österreich unternimmt das gut aufgelegte Orchester, das unter dynamischer Leitung von Hermann Dukek mit Präzision und Elan agiert.
So funkelt etwa die Harfe in den schönsten Tönen, bevor der „Blumenwalzer“ aus Peter Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“ vollends erklingt. Holzbläser und Klavier malen feine Klangbilder bei dem charmanten Danzon No. 2 von Arturo Marquez. Eine jazzige Note bekommt das mexikanische Stück vor allem durch die impulsiven Blechbläser, die mit Paul Dukas` festlicher „Fanfare Peri“ dann auch den zweiten Konzertteil einleiten. Gespenstisch leicht huschen, hüpfen und heulen die Musiker beim „Danse macabre“ von Camille Saint-Saens, bei dem der Konzertmeister virtuos in die Rolle des Teufels springt. Neben dem tänzerischen roten Faden hält der Abend auch eine Uraufführung – die mitreißende „Ballade of James o`Shea“ von der mitwirkenden Komponistin und Geigerin Meike Stein – sowie einige Überraschungen bereit:
Da sitzen bei „Cello in Motion“ für Streichquartett von Stephan Braun zum Beispiel fünf statt vier Musiker am vorderen Bühnenrand. Der fünfte am Cello, kein anderer als Mall, fällt jedoch bald aus der Reihe. Auf seinem Bogen taucht plötzlich ein kleiner weißer Ball auf, mit dem er zu balancieren und jonglieren beginnt. Weitere Softbälle bringt er elegant ins Spiel, lässt sie zu pulsierender Musik auf dem Kopf springen oder vollbringt zum Tremolo eine Rolle rückwärts mit drei kreisenden Bällen. Zur ungewollten Überraschung wird die Foto-Aufnahme des Publikums für die Facebook-Seite der Kulturhalle, bei der Mall seinen meterlangen Selfie-Stick auf der Stirn balanciert – und die Kamera aus halber Höhe auf den Boden fällt. Ohne Schaden, doch der Schock sitzt tief. Reibungslos tippt der Künstler indes auf der guten alten Schreibmaschine – bei Leroy Andersons „Typewriter“. Und weil es im Zeitalter von WhatsApp und Snapchat ganz anders klingt, schiebt der Solist mit dem Or-chester gleich die „Smartphone“-Version hinterher. Mit zwei Zugaben unter artistischer Beigabe klingt das Neujahrskonzert aus.