
Kämpfelbach-Ersingen. Balladesk und harmonisch kommen die Songs von „Gute Nacht um 6“ rüber. Entspannt und handgemacht. Vor dem geistigen Auge kann man sich gut vorstellen, wie da unter früheren Konzertbedingungen die Feuerzeuge (oder Smartphones) aus den Taschen geholt werden. Ihre Musik bezeichnen die Newcomer als Indiepop, vergleichen sie mit dem Ludwigsburger Liedermacher Philipp Poisel oder Annenmaykantereit.
Dass der Bandname einen negativen Beigeschmack haben könnte, sehen Anton Vielsack (Gitarre und Gesang), Max Beihofer (Schlagzeug) und Maximilian Heidt (Bass) nicht so. „Man kann das auch aus einer anderen Perspektive sehen: Zu einer melancholischen, ruhigen Atmosphäre in einem dunklen Wohnzimmer passt es“, sagt Vielsack. Die Jungs kennen sich aus ihrem Heimatort Ersingen und der überregional bekannten Gruppe „null_acht/15“, wollten aber ihr eigenes Ding machen, auf keinen Fall „Klamaukmusik“.
Das hatten sie zur Genüge. „Wenn du auf einem Faschingsball zum hundertsten Mal ,Ein Kompliment’ von den Sportfreunden Stiller spielst, hängt es dir irgendwann zum Hals raus“, sagt Beihofer. Seither ist die Band ein Herzensprojekt dreier Studenten, alle Anfang 20. Eigene Lieder und Texte einem Publikum zu präsentieren, zuletzt unter Corona-Bedingungen, mache viel mehr Spaß. Dieses Gefühl, wenn man merkt, es kommt an. Und das tut es offenbar: Bei den Shortplay-Wettbewerben im Pforzheimer Kulturhaus Osterfeld holten sie gegen ihre Mitbewerber zweimal den Pott in der Kategorie „eigene Lieder“. Nach Auftritten in Freiburg, Karlsruhe und der Region spielten sie zuletzt im Kulturzentrum „Kupferdächle“, der mehr als einstündige Livestream ist immer noch auf YouTube zu sehen.
"Unsere Schwerpunkte liegen im Zwischenmenschlichen und Tiefgründigen. Es gibt so unendlich viele Dinge, die man aufgreifen kann."
Anton Vielsack (Gitarre und Gesang)
Nun hat „Gute Nacht um 6“ ein Album mit zehn Titeln aufgenommen, im Leonberger „Recording of Arts“-Studio, unter anderem mit musikalischer Unterstützung von Tobias Vögele (Melodica, Glockenspiel) und Yannik Brenner (Gitarre und Co-Produzent, früher bei Madness of Society und Clyp aktiv), die auch bei Live-Auftritten gerne mal dabei sind. Im Studio wird das Album gerade gemischt. Nach den vorher ausgekoppelten Singles soll es Ende des Jahres unter dem – in Anspielung auf den Entstehungsprozess entstandenen – Titel „Konsenswasser“ erscheinen, jeweils auf sämtlichen Streaming-Plattformen.
Proberaum in einem Ersinger Keller
Die Corona-Zeit hat das Trio genutzt, um an dem Album zu arbeiten. Beim Komponieren kümmert sich Anton Vielsack ums Musikalische, Max Beihofer steuert die Texte bei. Es geht um persönliche Erfahrungen, Beobachtungen aus der analogen, digitalen und „manchmal zu schnellen“ Welt sowie um die eigene Zukunft. Auf der bereits veröffentlichten Single „Luna“ geht es darum, in zarter Form die Mauer der Schüchternheit zu überwinden. In zwei Wochen soll dann die vierte Single „Bitte, Bitte?!“ erscheinen. „Unsere Schwerpunkte liegen im Zwischenmenschlichen und Tiefgründigen. Es gibt so unendlich viele Dinge, die man aufgreifen kann“, sagt Vielsack. Im Proberaum, einem Keller in Ersingen, wachsen die Songs dann zusammen, jeder bringt seine Ideen ein.
Am Samstag, 24. Oktober, spielen „Gute Nacht um 6“ beim New-Bands-Festival im Karlsruher Jubez. Der Traum, einmal vor einer vierstelligen Kulisse zu spielen, muss wohl noch etwas warten.
Die Band im Internet auf Facebook, Instagram, YouTube oder E-Mail: gutenachtum6@yahoo.com.